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Der schwäbischen
Volksseele aufs Maul geschaut
Oberbalzheimer Matinee mit dem AuGus-Theater
Neu-Ulm
Die zweite Theatermatinee mit dem AuGus-Theater
Neu-Ulm, veranstaltet von der
Stiftung Oberbalzheim, war noch besser besucht als die erste.
250 Zuschauer von
einem bis 91 Jahren hatten ihre helle Freude daran, wie der schwäbischen
Volksseele aufs Maul geschaut wurde.
HARALD KÄCHLER
Balzheim. Für dieses Vorhaben hatte sich
das AuGus-Theater nämlich einen
urwüchsigen Schwaben engagiert: Alfred Zoller, den früheren
Vertriebschef des
SÜDWEST PRESSE. Zoller an der Orgel, als Dichter, Rezitator
und Sänger - das
war ein Genuss. "Soichnass ond fuuztrogge" hieß
diese spritzige und witzige
Comedy- und Kabarett-Revue mit Claudia Riese, Su Bernert, Heinz
Koch, Hans
Poeschl und eben Alfred Zoller, der das Publikum darüber
aufklärte, was es mit
dem Titel auf sich hat. "Fuuztrogge" wird eben jeder
schwäbische, "soichnass"
angemachte Kartoffelsalat, wenn er zu lange herumsteht. So geht
es eben dem
schwäbischen Wirtshaushocker, wenn er stundenlang "über
die Gass em Schtera"
("Stern") sein Schöpple trinkt, während zuhause
"dr Leberkäse mit Kartoffelsalat
zom Veschpr" angerichtet ist.
Von solchen und anderen kleinen Katastrophen des
schwäbischen Alltags erzählte Alfred Zoller in liebevoll
knitzer Manier, ohne aber seine Dialektgenossen lächerlich
zu machen. Im Gegenteil: Mit seinen Liedern "Der schwäbische
Gruß", in dem er mit der derb-direkten Ausdrucksweise
der Schwaben ("Ja, leck mi am A..." als Ausdruck freudiger
Überraschung) spielte, und "Wenn i mein Moscht net hätt",
einer Hymne auf das (ehemalige) schwäbische Nationalgetränk,
betrieb er die beste Werbung für einen Volksstamm, der (angeblich)
alles kann - außer Hochdeutsch. Fazit Zoller: "Schwäbisch
isch die schönste Sprach, weil ma halt a jedes Wörtle
verschtoht."
Nicht nur Alfred Zoller zelebrierte Schwäbisch,
sondern auch Claudia Riese und
Hans Poeschl. Claudia Riese, als Frau Häberle mit Handy aus
dem Publikum
reaktiviert, gab umwerfend eine schwäbische Schicki-Micki-Ziege
mit einer "Gosch
wia a Maschinagwehr". Hans Poeschl zeigte als Ruprecht Tümpel
beeindruckend, wie der Lustspiel-Klassiker "Der zerbrochene
Krug" auf Schwäbisch wirken kann.
Dass auch die Nicht-Schwaben auf ihre Kosten kamen, dafür
sorgte natürlich Heinz
Koch als kongenialer Heinz-Erhardt-Interpret und als profunder
Kenner der
weiblichen Seele ("Wahre Liebe ist nur unter Männern").
Su Bernert hatte ihren
Glanzpunkt als "neues Mädchen" aus Ungarn, das
am Telefon von einer Verlegenheit in die andere fällt.
Eine schöne Reminiszenz an die Zwanzigerjahre
und gelungene Auflockerung des
Programms waren einst frivole Songs wie "Ich hab das Fräulein
Helen baden sehn",
"In der Bar zum Krokodil" und "Wenn ich die blonde
Inge" - letzteres swingend,
jazzig und rockig präsentiert.
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Party-Time im Theater
Neu-Ulm.
Das Publikum darf sich in dem Brettl-Programm
,,Heurige und Spätlese'' als Gast einer illustren Gesellschaft
fühlen, in der das Schwäbische den Ton angibt.
CHRISTINA MAYER
Parties können Laune machen. Oder eben
nicht. Die schwäbisch-schräge Premiere der Theater-Party
"Heurige und Spätlese'' machte Laune. Gerade deshalb,
weil der Anfang "fuuztrogge'' war. Die Begrüßung
der Gäste, in deren Rolle sich das Publikum fühlen
durfte, verlas der Butler James (Heinz Koch) von Karteikarten.
Einschließlich der lobhudelnden Erwähnung der zu
Erwähnenden. Zigfach durchlittene Realsatire zum Magen-Umdrehen.
Aber dann wird serviert. Es gibt schwäbischen
Kartoffelsalat aus der Feder von Alfred Zoller, und der ist
so, wie er sein muss: soichnass. Richtig schlunzig mit einer
fundierten Begleitung am Piano angerührt, laufen Alfred
Zollers Leckerbissen-Texte runter, wie es nur soichnasser Kartoffelsalat
kann. Kein Wörtchen kratzt, keine Zutat ist fehl am Platze.
Nur: Nichtschwaben werden sich schwer tun. Alfred Zoller schenkt
ihnen kein Entgegenkommen. Kostprobe gefällig? ,,Foigat
uier Kätzle au so gära mit am Böppele Gara?''
Na also.
Der Reuttier Kantor Alfred Zoller ist ein Neuzugang
am Theater Neu-Ulm und gibt das lebensgegerbte Schwaben-Urvieh.
Ein bisschen knitz, ein bisschen bruddelnd. Aber immer der genau
beobachtende Menschenfreund, dem die Welt zu gut erscheint, als
dass er ihr böse sein könnte.
Der über 70-jährige Zoller war in dem
Brettl-Programm der Partyknaller. Seine Texte, darunter mit dem
süffigen "Schwoba-Tango'' und dem herzhaften "Schwäbischen
Gruß'' zwei Uraufführungen, kamen beißfest, aber
nie bissig. Als Spezialität hat er sich schwäbische
Aphorismen aus dem Hirn gemoschtet.
" Wemma denkt, ma sott denka, wemma ebbes denka muaß,
sott ma denka, dass ma zom Denka scho ebbes denka müsst.''
Denksport auf Zoller-Art.
Der Rest der illustren Partygesellschaft war
Kontrastprogramm. Patrizia Flores konnte als polnisches Serviermädchen
keine drei Worte, aber die flüssig und herzhaft naiv. Als
schmuckes Dummchen war sie die unverzichtbare Garnitur und der
fassadenbetonte Augenstern der Party.
Herzhaft resolut durchkreuzte die hypernervöse
Schlabbergosch Luise Häberle (Claudia Riese) das Partygeschehen
und kämpfte mit den diversen Geheimnummern und PINs, die
ihr dummerweise aus dem Gedächtnis gefallen waren. Claudia
Rieses schwäbisch sprudelnde Schimpfkaskaden sind originalgetreu,
nämlich ohne
Luftholen gesprochen. Sie holte "a richtig g'scherts Lettagschwätz''
vom Hausflur auf die Bühne.
Ruhige Akzente setzten Heinz Koch und Hans Poeschl
mit ihrem Thekengespräch unter Männern und ziemlich
bekannten Liedbeilagen. Einem Genre zuzuordnen ist dieses durchwegs
amüsante Programm nicht. Es ist eher eine Multikulti-Partyplatte
mit verschiedenen Beilagen. Klarer Favorit: Der Kartoffelsalat
aus dem Hause Zoller.
Südwest Presse, Dienstag, 22.
Mai 2001
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Schwäbisch gelacht
Von unserem Mitarbeiter Christian
Oita
Da sitzt dieser Alfred Zoller mit knallrotem Kopf
am Klavier, spielt Evergreens und blickt dabei schelmisch ins
Publikum. Noch bevor die Erstaufführung des neuen Kabarett-Programms
auf der kleinen Bühne des Theater Neu-Ulm offiziell begonnen
hat, darf der alte Herr seinen ganzen Charme spielen lassen. Bis
zum allerletzten Vorhang wird er an diesem Abend noch den einen
oder anderen Sympathie-Punkt einkassieren.
Nostalgie und Kleinkunst
Was das fünfköpfige Ensemble für
diese Kleinkunst-Produktion zusammengestellt hat, ist ein bunter
Strauß aus zeitlosen Sketchen, improvisierten, und gespielten
Witzen. Nicht zu vergessen: Zahlreiche Lieder, meist schwäbischer
Natur. Als Moderator fungiert Heinz Koch, der zwischendurch die
legendären Vierzeiler seines Namenspaten Erhardt zum Besten
gibt. Mit schicker Weste und umgebundener Fliege führt der
Theaterleiter die Gäste durch ein nostalgisch anmutendes
Nummern-Potpourri.
Da verwandelt sich der bemerkenswert vielseitige
Hans Poeschl in das trottelige Landei „Ruprecht“,
um Kleists zebrochenen Krug in urschwäbische Gefielde zu
transponieren. Da lässt Claudia Riese ihre laute, leicht
aufdringliche „Luise Häberle“ wieder auferstehen
und provoziert damit bei den Zuschauern minutenlange Lachkrämpfe.
Ziemlich genau hat Riese da Zeitgenössinnen beobachtet, das
steht eindeutig fest. Die hektische Kunstfigur Häberle verkommt
bei ihren Zweikämpfen mit den Tücken der Technik deshalb
nicht zur Karikatur.
Etwas überspitzter fällt da schon die
Darstellung von Patrizia Flores aus, die als
polnisches Hausmädchen ein Telefongespräch führt,
das aus der Feder Ephraim Kishons stammt.
Zwischendurch noch eine kleine musikalische Einlage
von Poeschl, wahlweise am Banjo oder an der E-Gitarre. „Die
Frau muss am Tag 20 000 Wörter absondern“, kommentiert
Koch in einem Männergespräch das Vorurteil um die Redseligkeit
des schwächeren Geschlechts.
Unschlagbar bleiben jedoch die Auftritte des schwäbischen
Unikums Alfred Zoller. Wahre Oden an die Mundart gelingen ihm
mit seinen reizenden Eigenkompositionen. Weniger zum Mitsingen,
sondern zum Brüllen sind die Gedichte, die der bärtige
Alleinunterhalter vorträgt. Bei ihm sind Zugaben Ehrensache.
Neu-Ulmer Zeitung, Dienstag, 22.
Mai 2001
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Sommer im Theater Neu-Ulm
Szenereigen, dialektisch
NEU-ULM. Der Jahreszeit entsprechend luftig-leicht
kommt das diesjährige Sommertheaterstück des Theater
Neu-Ulm einher. Die Premiere "Heurige und Spätlese"
bot neben Wiederentdeckungen von Heinz Erhardt und Otto Reuter
vor allem aber eine den Abend tragende "Neu"-Erscheinung
in Gestalt von Alfred Zoller an.
Mit seinen derben mundartlichen Liedern und Spruchweisheiten
spiegelt er gelungen die sprachliche Ausdrucks- vielfalt des schäbischen
Dialekts, was zur Folge hatte, dass manchem Zugezogenem im Saal
der treffliche Wortwitz verschlossen blieb.
Das Quintett Claudia Riese, Patrizia Flores, Heinz
Koch, Hans Poeschl und Alfred Zoller verstand es, in einem unterhaltsamen
Szenereigen gesellschaftliche Zustände und menschliche Verhaltensweisen
kabarettistisch auf die Schippe zu nehmen. Aktuelle Anspielungen
auf nervende Handy-Nutzer fehlten dabei ebensowenig wie jene vertrauten
Themen von Männergesprächen am Biertisch.
Dem Programm gaben aber vor allem jene in schwäbischer
Mundart vorgebrachten Darbietungen die besondere Note. Ob in gesungenem
oder gesprochenen Vortrag um Problemkreise wie "fuuztroggenem
oder soichnassem" Kartoffelsalat bis hin zu des Schwaben
liebstem Thema, seinem Geld, stets wurde dem einheimischen Volk
gelungen "aufs Maul geschaut". Doch im Gegensatz zu
nicht wenigen Comedy-
Programmen im Fernsehen wurde dabei die heimischen Dialekt sprechende
Bevölkerung nie der Lächerlichkeit preisgegeben oder
gar mit billigem Humor vorgeführt.
Die gelungene Mischung dieses Brettl-Programms
aus zarten und heftigen, schönen und schaurigen, bitteren
und süßen Szenen bot jede Menge unterhaltsamer Schmankerln
für jeden Geschmack.
Schwäbische Zeitung, Samstag,
26. Mai 2001
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