Achtung: "Klamms Krieg" kann auch
in Schulen aufgeführt werden.
Terminabsprachen jederzeit möglich. 0731 55 34 12.
Wir spielen im Klassenzimmer, Honorar 400 EURO, Zuschauerzahl: maximal 50.
"Klamms Krieg" ist ein kluges, witziges und böses, brandaktuelles
Stück.
Es zeigt einen Menschen namens Klamm, der ein Paragraphenreiter
ist,
der einfach seine Prinzipien hat und vermeintlich nicht anders
kann,
als diese Prinzipien über alles zu stellen.
Solche Menschen gibt es erfahrungsgemäß
in allen Berufen. Aber:
Das Publikum kann - quasi mit einem Blick durchs "Schlüsselloch"
- Herrn Klamm an seinem Arbeitsplatz kennenlernen: einem Klassenzimmer.
Unser Herr Klamm ist nämlich Lehrer, Deutschlehrer an einem
Gymnasium.
("Ich bin der beste Deutschlehrer, den diese Schule je
hatte!")
Er will "Faust" unterrichten.
Aber: Der Leistungskurs verweigert total die Leistung - er hat
Klamm den Krieg erklärt.
Aus Sicht der Schüler(innen) ist Klamm schuld an Saschas
Selbstmord. Dem hatte ein einziger Punkt in Deutsch (? wirklich?) zum Bestehen
des Abiturs gefehlt.
Klamm sieht sich verleumdet, infam beschuldigt, herabgewürdigt,
unverstanden. Er verteidigt sich mit allen Mitteln, will die Mauer des Schweigens
durchbrechen. Er argumentiert, höhnt, fleht, droht, schmeichelt, versucht
es mit Bestechung.
Klamm sieht sich als guten Lehrer, als den letzten Lehrer, der
den Schülern noch was beibringt.
Er weiß für sich: Er hat alles richtig gemacht; er
hat lediglich gehandelt nach dem Prinzip:
"Ein Lehrer muss Leistung bewerten, wie sie erbracht wurde.
Und Schluss!"
Sascha war sein Lieblingsschüler, er hat ihn gemocht, weil
er ein Mensch war, der seine, Klamms, Ideale teilte, der wusste, was im Leben eine
Bedeutung hat.
"Er hat das Abitur nicht geschafft, und dafür ist
er nun tot."
Kann Klamm am Ende den Leistungskurs überzeugen?
Kriegt Klamm am Schluss noch die Kurve?
Und wenn ja - wie?
Fürs Leben gelernt
Brillant: Heinz Koch in "Klamms Krieg" am
AuGuSTheater Neu-Ulm
Von unserem Mitarbeiter Christian
Oita
Neu-Ulm.
Schule ist nicht immer ein Zuckerschlecken, doch alles in einem
halb so schlimm. Könnte man meinen. Bevor man Kai Hensels
hochaktuelles Stück "Klamms Krieg" gesehen hat.
Seine intelligente Lehrstunde in Sachen Pädagogen-Krise
zeigt wie es heutzutage ablaufen kann, wenn unter der Schulbank
und vor dem Lehrerpult mit harten Bandagen gekämpft wird.
Die Inszenierung von Claudia Riese am Theater Neu-Ulm wartet mit einem Heinz Koch
in Topform auf.
"Wollen Sie keine Notizen machen?"
fragt er seine Schüler, wohl wissend, dass an geregelten
Unterricht gar nicht zu denken ist. Doch Klamm, der stets korrekte
Oberstudienrat mit dem strengen Seitenscheitel und der dicken
Hornbrille denkt nicht daran, sich die Besorgnis über den
soeben eingetreten Ausnahmezustand anmerken zu lassen. Weil
er Sascha einen Punkt beim Abitur verweigerte, haben ihm dessen
Mitschüler per Brief den Krieg erklärt. Er sei schuld
an Saschas Selbstmord, behaupten sie. "Eine Anmaßung",
auf die er mit juristischen Schritten reagieren wird, versichert
der Lehrer zu Beginn noch mit überheblichem Blick. Doch
der vermeintlich längere Hebel, an den sich Klamm anfangs
noch wähnt, schrumpft von Tag zu Tag.
Die Klasse bleibt hart, obwohl der Lehrer alle
denkbaren Tricks der modernen Pädagogik anwendet. "Sie
haben nichts gegen mich in der Hand", will er seine Schäfchen
zuerst noch glauben machen, droht ihnen später sehr direkt,
übt sich in jovialen Verständnis-Experimenten, macht
einen auf Gutmensch. "Sie reden von Krieg? Ich führe
ihn seit 30 Jahren!", versichert er, und zeigt auf eine
Kiste mit Aktenordnern, in denen er die Fehler von Kollegen
und Schülern peinlich genau vermerkt hat. Das Gymnasium,
dessen Direktor stets eine Pistole bei sich trägt, macht
alsbald Stimmung gegen den unbeliebten Lehrer. Der sieht sich
plötzlich von jungen Kollegen und verblödeten Pickelgesichtern
umzingelt, fängt an im Unterricht zu saufen. Reichen 30
Jahre mehr an Lebenserfahrung und die Macht der Notenverteilung
aus, um einen Krieg im Alleingang zu gewinnen? Am Ende sind
es die eigenen Waffen, die allen Beteiligten zum Verhängnis
werden.
Diesen zum Scheitern verurteilten Analytiker,
den Heinz Koch da mit abweisenden Gesten und spießiger
Attitüde zum Leben erweckt, wird man als Zuschauer so schnell
nicht wieder vergessen. Kochs komplex angelegter Gymnasial-Lehrer
ist von einer Wahrhaftigkeit durchdrungen, die selbst echten
Oberstudienräten gegen Ende einen kalten Schauer bescheren
dürfte. Denn ein schlichter Klassenzimmer-Tyrann ist der
unbeliebte und zugleich stark menschelnde Herr Klamm beileibe
nicht. "Klamms Krieg" ist als entlarvender Monolog
nicht nur fulminant geschrieben, sondern von Claudia Riese auch
so straff und dicht inszeniert, dass keine Sekunde Langweile
aufkommen mag. Absolut sehenswert, nicht nur für Lehrer
und solche, die es nie werden wollten.
"Klamms Krieg" kann als mobile Produktion
in Schulen gezeigt werden.
Neu-Ulmer Zeitung, Samstag, 8. April
2006
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BÜHNEN / Das Augus-Theater mit
"Klamms Krieg" im Scholl-Gymnasium
Passiver Widerstand
in der Schulbank
Die Front verläuft vor dem Lehrerpult.
Und bei der Premiere im
Scholl-Gymnasium war dieses Pult echt. Das Augus-Theater spielte
dort "Klamms Krieg".
HELMUT PUSCH
"Klamms Krieg" von Kai Hensel ist
das derzeit meistgespielte Stück auf deutschen Bühnen.
Kein Wunder: Es ist ein Stück von trauriger Brisanz, thematisiert
die Zustände an deutschen Schulen. Zwar nicht jene an einer
Neuköllner Hauptschule, aber auch an Gymnasien ist beileibe
nicht alles Sonnenschein.
Klamm, den Heinz Koch in Claudia Rieses Inszenierung
für das Augus-Theater Neu-Ulm spielt, ist Deutschlehrer.
Eine zwölfte Klasse, Deutsch, Leistungskurs, hat ihm den
Krieg erklärt. Die Schüler geben ihm die Schuld am
Selbstmord eines Abiturienten. Der habe sich aufgehängt,
weil er wegen seiner schlechten Deutschnote durch die Prüfungen
gefallen ist. Die Schüler leisten passiven Widerstand,
beteiligen sich nicht mehr am Unterricht, zwingen Klamm, der
seit 30 Jahren Lehrer, aber noch zu jung für den Ruhestand
ist, in den Monolog. Den nutzt Klamm zunächst auch zur
Rechtfertigung. Je länger die Schüler schweigen, desto
hilfloser agiert der Lehrer.
Klamms Problem: Er will sich nicht bei den Schülern
anbiedern. Seine Weltsicht ist einfach und klar. Lehrer sind
dazu da, die Leistungen von Schülern zu benoten. Nur so
werden die Schüler richtig aufs Leben vorbereitet. Und
Klamm macht seinen Job akribisch, führt nicht nur über
jeden seiner Schüler Buch, sondern auch über seine
Kollegen. Ein Pädagoge, dessen Selbstverständnis schon
längst in Richtung Manie entgleist ist, den aber auch der
Schulleiter nicht in die Schranken weisen kann.
Portioniert wird das Ganze in Claudia Rieses
Inszenierung durch kleine akustische Einspielungen. Sie erleichtern
die Wandlungen, die Heinz Koch in den 70 Minuten Spielzeit durchmacht.
Und vom einzigen Darsteller wird einiges verlangt. Koch pendelt
souverän zwischen den einzelnen Stimmungen. Mal blinzelt
er unverstanden hinter der dicken Hornbrille, mal berserkert
er verbal. Und mit zunehmender Spieldauer lässt er seinen
Klamm sehr glaubwürdig die Bodenhaftung verlieren. Da hebt
einer ab zum Sturzflug in den Abgrund.
Dass die Premiere in einem Klassenzimmer stattfand,
hat seinen Grund. Das Augus-Theater bietet "Klamms Krieg"
auch als mobile Produktion an.
Südwest Presse Freitag, 7.
April 2006
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