Frauen sind treulos, Männer eine nette Abwechslung
Kiel – Seit Loriot vor gefühlten 100
Jahren die Behauptung aufstellte, Männer und Frauen passten
eigentlich nicht zusammen, wird das Thema auf den Bühnen von
Theater und Kabarett mehr oder weniger humorvoll beackert.
Auch Heinz Koch und Claudia Riese vom Theater Neu-Ulm,
die mit ihrem Stück Liebe und andere Katastrophen schon 2005
im Wasserturm am Ravensberg gastierten, widmeten sich am Wochenende
erneut der Frage. Dabei kamen sie zwar nicht zu neuen Ergebnissen,
präsentierten ihre Überlegungen jedoch mit sympathischem
Augenzwinkern und verstanden es so, ihr Publikum trefflich zu unterhalten.
„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe
eingestellt...“, haucht zum Auftakt Marlene Dietrich von knisterndem
Tonträger – ein leichtfertiger, ja mutiger Satz, wie
man im Laufe des Abends lernt. „Frauen sind treulos und man
muss ihnen immer etwas mitbringen. Männer lieben einfach nur“,
weiß Heinz Koch. Und nicht nur das: Er geht das Problem wissenschaftlich
an und doziert über die Entstehung des Universums und die unterschiedlich
arbeitenden Gehirnhälften von Männern und Frauen. Oder
er zitiert namhafte Literaten wie Kurt Tucholsky, der ihm mit seiner
Aussage, die Menschheit zerfalle in zwei Teile (jene, die nicht
denken wollen und jene, die es nicht können), eine echte Steilvorlage
liefert.
Claudia Riese bietet dem Spielpartner Paroli, indem
sie die Sache von der bodenständigen Seite beleuchtet. In schönstem
Schwäbisch babbelnd, unterbricht sie die schier endlos erscheinenden,
neunmalklugen Ausführungen ihres Gegenübers mit einem
Fingerschnippen. Fußwippend und mit kraus gezogener Schnute
steuert sie ihre Sicht der Dinge bei. Quintessenz: Männer können
im Leben einer Frau durchaus eine nette Abwechslung darstellen,
solange man nicht unter einem Dach mit ihnen wohnt. Daher ihr gut
gemeinter Rat an die Geschlechtsgenossinnen: „Nur net mit
hoim nemme!“
Kieler Nachrichten, Sabine Tholund,
05. August 08
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Höchst amüsant: Claudia Riese und Heinz Koch im Wasserturm Ravensberg
Sie waren gekommen, um zwei Versprechen einzulösen.
"Brutto" wollten sie dem Publikum einen schönen Abend bereiten,
"netto" stellten sie in Aussicht, Licht ins Dunkel einer "Daseinsfrage"
zu bringen, die da lautet: Passen Männer und Frauen eigentlich
zusammen?
Zu Recht könnte man sagen, dieses Problem sei kabarettistisch
hinlänglich diskutiert worden. Umso erfreulicher war es, mitzuerleben,
wie Claudia Riese und Heinz Koch sich den Fragen des Geschlechterkampfes
auf höchst amüsante Weise näherten und es schafften,
selbst oft bemühten Klischees neues Leben einzuhauchen. Und
so ließ sich über die mehr oder minder logische Herleitung
der vielzitierten weiblichen Sprechfreudigkeit genauso herzlich
lachen wie über die wunderbar eskalierende Darbietung des oft
gespielten Tucholsky-Klassikers Ein Ehepaar erzählt einen Witz.
Proppenvoll war es trotz ungemütlicher Temperaturen im Wasserturm
am Ravensberg, wo die beiden Schauspieler vom AuGuS-Theater aus
Neu-Ulm ihr Gastspiel "Liebe und andere Katastrophen" präsentierten
– ein Mix aus Sketchen und Couplets, der bei den Zuschauern
gut ankam. Von Koch, der als salbadernder Oberlehrer mit philosophisch-physikalischem
Tiefgang daherkam, ließen sie sich zunächst als Teilnehmer
eines Kurses zur Tonbildung vereinnahmen – schließlich,
so seine Behauptung, beruhe ein Großteil der Missverständnisse
zwischen Mann und Frau auf dem Umstand, dass einer von beiden nicht
deutlich genug artikuliere. Auf seine Aufforderung hin erhob sich
der Saal zur heiteren Atem- und Artikulationsübung und während
alle den Satz "Barbara saß nah am Abhang" hervorkeuchten,
beobachtete seine vermeintliche Assistentin das Treiben mit hochgezogenen
Augenbrauen.
Die Rollenverteilung für den Abend war damit klar: Er monologisierte
– mal über Zeus und Eros, mal über die Urknall-Theorie
und das Universum an sich –, sie lauschte genervt. Wenn es
ihr zu bunt wurde, setzte sie einen Kunstgriff ein, den manche sich
im wirklichen Leben wünschen würden: Mit einem Fingerschnippen
stoppte sie seinen Redefluss – er verharrte wie eingefroren
in der Bewegung, sie ließ in breitestem Schwäbisch ihre
Version von den (Kommunikations-)Problemen zwischen Mann und Frau
vom Stapel. Die Frage, ob Männer und Frauen denn nun zusammenpassen
oder nicht, konnte Claudia Riese schlussendlich auch nicht zufrieden
stellend beantworten. Einen guten Rat gab sie ihren Geschlechtsgenossinnen
jedoch mit auf den Heimweg. Sinngemäß lautet der so:
Männer können nett und manchmal sogar kurzweilig sein,
solange sie nicht in geschlossene, mit Sesseln und Fernsehern ausgestattete
Räume geraten. Daher ihre eindringliche Mahnung an jene Frauen,
die einen Mann in freier Wildbahn kennen lernen: "Nur ned mit hoim
nehme!"
Von Sabine Tholund, Kieler Nachrichten, Freitag, 12. August 2005
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Wenn
der Gatte mit Galaxien langweilt
Theater Neu-Ulm begeistert mit "Liebe und andere Katastrophen"
Das Theater Neu-Ulm begeisterte das Publikum mit
seiner Premiere von "Liebe und andere Katastrophen - Passen Männer
und Frauen überhaupt zusammen?" im eigenen Haus. In dieser
brillanten Comedy-Show erörtert das Ensemble die ewig aktuelle
Frage, ob Männer und Frauen überhaupt jemals miteinander
zurechtkommen. Inhaltlich stammt das meiste aus der Feder der
Komödianten selbst. Aber auch das Publikum kommt zum Zug:
In einer Szene dürfen die Zuschauer entscheiden, was mit
dem schleimigen Typ bei seinem Annäherungsversuch passiert:
Soll er erhört werden oder lieber den Sekt ins Gesicht bekommen?
Die Gäste im bis auf den letzten Platz gefüllten Theater
Neu-Ulm entschieden sich natürlich für die Sektvariante.
Nicht, daß das für die Stimmung im Saal notwendig gewesen
wäre, denn die war ohnehin schon bestens.
Sekt ins Gesicht
Oder weil das natürlich witziger zu beobachten
ist. Nein, vor allem hat es dieser Typ nicht anders verdient und
muß den Sekt ganz einfach ins Gesicht bekommen. Dabei war
deutlich zu hören, daß sich in erster Linie die Frauen
gleich zu diesem Ende der Geschichte durchringen konnten. Das
ist nicht verwunderlich. Denn wie Claudia Riese und Heinz Koch
in aller Deutlichkeit darstellen, leiden die Frauen schließlich
wahre Tantalusqualen unter ihren Ehemännern. Wer kennt diese
Szenerie nicht, wie ein Ehepaar verzweifelt versucht, einen Witz
zu erzählen, der jedoch nie vollendet wird und bei dem zum
Schluß niemand mehr weiß, worauf er eigentlich hinauslaufen
sollte?
Angesichts solcher Dramen würde sich so manche Frau wünschen,
daß sie es im Leben so wie Claudia Riese auf der Bühne
halten und den Ehegatten einfach mit einem Fingerschnipsen abschalten
könnte, wenn er einmal wieder über das Universum, seine
Galaxien, Sonnen und Planeten philosophiert, ohne zu bemerken,
daß sie und alle anderen sich zu Tode langweilen. Gegen
einen stillen Mann ist ja schließlich nichts einzuwenden.
Claudia Riese beweist aber auch ihr Gesangstalent, wenn sie zu
Kathrin Günthers virtuoser Begleitung am Klavier ihre Stücke
singt. Dies wird ebenfalls teilweise zur Komödie, wenn sie
sich ganz dicht ans Klavier stellt und die Pianistin mit vorwurfsvollem,
ungeduldigem Gesicht ansieht, als ob sie sagen wolle: "Wird das
heut' noch was?"
Bettina Engel, Neu-Ulmer Zeitung
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Amüsanter Kampf der Geschlechter
Das Theater Neu-Ulm mit seinem Anekdoten-Abend "Liebe und andere Katastrophen"
Die Tipse (Claudia Riese) äfft ihren "Putzi"
(in der Rolle des Direktors: Heinz Koch) nach, streckt die Zunge
raus, meckert, ist ganz beleidigte Geliebte. "Frauen muß
man immer etwas mitbringen", und "Du willst nicht meine Liebe,
sondern einen Trauschein, eine Rentenberechtigung", antwortet
der Liebestolle. Die Szene ist nur eine Anekdote, eine Schnurre
zum Thema Geschlechterkampf aus dem aktuellen Programm "Liebe
und andere Katastrophen" des Theater Neu-Ulm.
"Ein Ehepaar erzählt einen Witz, geschrieben von Kurt Tucholsky
ist eine Persiflage auf das gegenseitige Ins-Wort-fallen. Das
Paar schafft es nie bis zur Pointe, vorher beginnt der Ehekrieg.
Er spricht vom Anwalt, sie stampft mit dem Fuß auf.
Weiter geht's mit "Der Widerspenstigen Zähmung" von William
Shakespeare. Beim Theater Neu-Ulm wird das Stück zur siebenminütigen
Kurzfassung, in der Kate (Claudia Riese) letztendlich geläutert
bekennt: "Frauen dämpft euren Zorn!" Zum Zeichen ihres nun
demütigen Wesens legt sie ihre Hand unter des Edelmannes
Schuh.
Zwischendurch gibt es, begleitet von Kathrin Günther, Songs.
Claudia Riese beweist dabei ihre Wandlungsfähigkeit: Mit
ganz, ganz viel Gefühl mimt sie die lebenserfahrene Frau,
die ein trauriges "Aufs Lügen sind die Männer erpicht."
zum besten gibt. Hektisch dagegen ihre singende Darstellung des
jungen Mädchens, das den Theaterdirektor um eine Rolle anfleht.
Sie könne alles, gesteht sie singend. Und beweist es auch:
die Ungarin, Pariserin und Wienerin - für Claudia Riese kein
Problem.
Die szenische Aneinanderreihung von zum Thema passenden Texten
bricht das AuGuS-Theater Neu-Ulm mit den drei Teilen von "Professor
Bubble" - die Paraderolle für Heinz Koch. Gleich einem vh-Kurs-Leiter
ermuntert er sein 70köpfiges Publikum: "Das können Sie
sich gern notieren!" Er übt mit ihm Stimmbildung, das "Bing"
und "Beng". Professor Bubble macht sich ernsthaft Gedanken über
Gesprächsthemen, die das andere Geschlecht interessieren
könnten. Zur Auswahl stünde die Anzahl der Sonnen in
der Milchstraße, die Koalition von Erde und Planeten. Koch,
mit Karohose, Weste und streng zurückgekämmtem Haar,
steigert sich in die Rolle des Akademikers, ergeht sich in lauten,
fast hysterisch vorgebrachten Sätzen über sein Lieblingsthema,
die Chaostheorie. "Lernen wir doch mit den Rätseln zu leben,
es braucht ja nicht immer alles zusammenzupassen, jedenfalls nicht
hundertprozentig", gesteht der Akademiker, schwenkt die Tanzpartnerin
und ein unterhaltsamer Comedy-Abend ist zu Ende, der zum Thema
Beziehungen keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse beigesteuert
hat. Aber das wollten die Darsteller auch gar nicht, sondern ein
immer aktuelles Thema neu beleuchten - was denn auch gelungen
ist.
Beate Rose, Südwest Presse Ulm
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Sprache als Quelle der Missverständnisse
Claudia Riese und Heinz Koch präsentieren Heiteres über "Liebe und andere Katastrophen"
M e i n i n g e n. Ein zufriedenes
Publikum haben Freitagabend Claudia Riese und Heinz Koch vom AuGuS-Theater
Neu-Ulm entlassen. In ihrem zweistündigen Programm "Liebe
und andere Katastrophen" waren beide der Frage nachgegangen: "Passen
Männer und Frauen überhaupt zusammen?"
Schon Loriot hatte die Frage mit einem klaren
"Nein" beantwortet. Und auch die Zuschauer des Comedy-Spektakels
im "Rautenkranz" mußten zur Kenntnis nehmen, "dass es Männer
und Frauen nur aus Mangel an Alternativen immer wieder miteinander
versuchen". Zu unterschiedlich seien beide Geschlechter angelegt,
als dass eine Liaison auch nur ansatzweise funktionieren könne.
"Der Mensch zerfällt in zwei Teile, einen männlichen,
der nicht denken will, und einen weiblichen, der nicht denken
kann."
Diese und andere Weisheiten berühmter Schriftsteller,
Dichter und Denker, geschickt kombiniert und zu Besten gegeben
von den beiden Akteuren des Neu-Ulmer Ensembles, sollten dem Publikum
verständlich machen, warum sich Beziehungen von Männern
und Frauen stets so schwierig gestalten. Das Hauptproblem zwischen
den beiden Geschlechtern sei die Kommunikation, manifestierte
Koch. Worauf sich der Mime genötigt sah, mit dem Publikum
das Atmen und die Aussprache des Satzes "Barbara saß nah
am Abhang" zu üben.
Überhaupt wurden die Zuschauer recht oft
in das Spiel der beiden mit eingebunden und so das Improvisationstalent
der Schauspieler herausgefordert. "Die Sprache ist die Quelle
der Mißverständnisse", wissen auch Claudia Riese und
Heinz Koch. Dem Publikum demonstrieten sie diese Weisheit in kleinen
Spielszenen, als Protagonisten beispielsweise ein Manager und
seine "geliebte" Sekretärin, ein Ehepaar, das einen Witz
erzählt, oder der verrückte Professor und die knitze
Schwäbin, die über Kochrezepte nachdenkt, während
er die Expansion des Universums und den Quantensprung erklärt.
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Peinliche Übersetzungen
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Glücklicherweise soll es nach Auskunft Rieses
schon bald einen Simultanübersetzer geben, womit ausgeschlossen
wäre, dass Männlein und Weiblein weiterhin aneinander
vorbei redeten: "Peinlich wird die Situation beispielsweise nach
einem One-Night-Stand, wenn er zum Besten gibt, wie toll das Tete-a-tete
gewesen sei und dass er sich melden werde. Und sie versteht, was
er wirklich meint, nämlich, dass es langweilig gewesen sei
und sie ihn zu sehr an seine Mutter erinnere...."
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Klassisches Lehrstück
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Auch im klassischen Fach kennen sich die Neu-Ulmer
Komödianten aus. Und so zähmte Heinz Koch in nur 15
Minuten eine widerspenstige Claudia Riese - Tätlichkeiten
inklusive. Nach diesem "Lehrstück" für alle männlichen
Zuschauer bekamen auch die Frauen noch einen Tipp mit auf den
Nachhauseweg: "Nicht mit hoim nemme, auf gar keinen Fall mit hoim
nemme", empfahl die schwäbisch tratschende Claudia Riese
den Umgang mit Männern betreffend.
Meininger Tagblatt, 20. September 1999, Katy Bauß
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