Eine Detektiv-Komödie aus der Welt des „film noir“
(Deutsche Fassung von Jan Bergrath)
Aufführungsrechte bei: Vertriebsstelle und Verlag Deutscher
Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten GmbH, Norderstedt
Premiere im Theater Neu-Ulm am 20. April 2001
Theater Neu-Ulm
Der Schnüffler Phil Dick: |
Heinz Koch |
Die schöne Frau: |
Patrizia Flores |
Police-Lieutenant O'Balham: |
Hans Poeschl |
Mr. Syracuse: |
Hans Poeschl |
Mr. G. Grossman: |
Hans Poeschl |
Regie: |
Claudia Riese |
Bühnenbild/Kostüme: |
Claudia Riese |
"Schnüffler, Sex und schöne Frauen",
eine Twilight-Story, eine Detektiv-Komödie, eine Krimi-Persiflage,
eine Komödie wie aus der "Schwarzen Serie" („Film
noir“). Phil Dick ist so ein typischer Privatdetektiv à
la Philip Marlowe. Natürlich ist er ein desillusionierter
Zyniker, dessen Zynismus eine Mischung aus Enttäuschung und
Liebe ist. Natürlich trinkt und raucht er viel. Natürlich
spielt eine berauschend schöne und unglaublich verlogene
Frau eine wesentliche Rolle. Natürlich sind auch brutale
Cops und stinkreiche Männer mit von der Partie.
Die Suche
nach dem Täter ist Nebensache. Viel wichtiger ist, wie Phil
Dick die Welt und ihre Insassen betrachtet: Sehr nüchtern
und immer ohne Umschweife („direkt zur Sache“), selten
gerührt, aber mit Verständnis für Menschen und
ihre Schicksale. Er rächt nicht, er stellt fest. Er bringt
vielleicht etwas Ordnung in diese Welt, aber nur um den Preis,
selbst das Opfer dieser Welt zu sein. Das alles bringt einen ganz
besonderen Theaterabend, an dessen Schluss die Worte fallen:
„Erscheinung und Wirklichkeit, Tatsache und Einbildung.
Wer schert sich einen Dreck darum? Ich will einen Drink ... Nur
die Toten kennen die Wahrheit. Aber sie verraten sie nicht!“
Liebeserklärung an die "Schwarze Serie"
"Bereits das fünfte Schauspiel der laufenden
Saison und wieder ein modernes Stück. Mit Tony Dunhams 'Schnüffler,
Sex und schöne Frauen' realisiert das Theater Neu-Ulm jetzt
eine flotte Komödie im Stil des 'Film noir'.
Schwäbische Zeitung, Montag, 23. April 2001
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Schwarze Witwe in weißer Weste
Krimi-Farce "Schnüffler, Sex und schöne Frauen" im Theater Neu-Ulm
von unserem Mitarbeiter Christian
Oita
Fast schon scheint es, als habe sich das Theater
Neu-Ulm auf zeitgenössische Stücke spezialisiert. "Schnüffler,
Sex und schöne Frauen" ist jetzt bereits das fünfte
Schauspiel in der laufenden Saison, das aus der Feder eines lebenden
Autors stammt. Der englische Komödienspezialist Tony Dunham
besorgte dem (damaligen) AuGuS-Theater schon im letzten Jahr mit
"Traumfrau verzweifelt gesucht" die Vorlage zu einem
Publikumserfolg. Die neue Dunham-Adaption ist eine flotte Krimi-Persiflage,
die mit den gängigen Klischees des "Film noir"
kokettiert.
In jeder Hinsicht schlagfertig
Privatdetektiv Phil Dick (Heinz Koch mit tatsächlich 14 Tage vor der Premiere
gebrochenem Knie und dementsprechend komplett geschientem Bein) ist ein kaltschnäuziger Privatdetektiv.
Einer von der Sorte, die ihre Wiskeyflaschen im Aktenschrank verstecken
und ihrem sympathischen Gegenüber schon mal ins Gesicht spucken.
Auch sonst zeigt sich der Schnüffler wenig zimperlich. Ausgesprochen
schlagfertig liefert er sich nicht nur Wortgefechte, sondern auch
die eine oder andere Schlägerei. Wenn es nötig ist,
müssen auch Frauen dran glauben.
Eines Morgens taucht eine geheimnisvolle Schönheit
in Dicks Büro auf. Bei dem Versuch, ihm Lügengeschichten
anzudrehen, scheitert sie an seiner Menschenkenntnis. Es dauert
jedoch nicht lange, da taucht schon die erste Leiche auf. Als
der abgebrühte Cop O'Balham keinen Geringeren als Dick verdächtigt,
hört der Spaß auf.
Spiel mit "Deja Vus"
Claudia Riese inszeniert diese konventionelle
Story als augenzwinkernde Liebeserklärung an die Schwarze
Serie der 50er Jahre. Authentisch "old-
fashioned" gekleidet, werden die bewußt schablonenhaften
Protagonisten auf ihrem Weg durch den Sündenpfuhl von stimmiger
Filmmusik begleitet. Das liebevolle Spielen mit Déjà
Vus bestimmt den Erzählton, die eigentliche Geschichte wird
von Beginn an zum Nebendarsteller degradiert. Dafür bekommt
der Zuschauer eine handvoll Stereotypen vorgesetzt, die ihre Dialoge
im herrlich verstaubten Krimi-Jargon führen.
Tausendsassa Heinz Koch legt seinen Sprüche
klopfenden Schnüffler als kantigen
Anti-Helden an, der mit allerlei Worthülsen aufwartet. "Es
schien wieder einer
dieser Tage zu werden", sagt er - und humpelt mit einer Kippe
in der Fresse
über die Bühne. Bei allen Erniedrigungen, die Phil erleben
muß, ist er ein Mann, der sich selbst nicht mal eine Blöße
gibt, wenn er allein ist.
Dreifach besetzt, beweist Hans Poeschl wieder
Wandlungsfähigkeit. Ob als lauter, sadistisch veranlagter
Bulle oder als fetter Mafioso im ausgestopften Jogginganzug -
seine Auftritte sind allesamt erstklassig.
Eins haben alle Figuren in dieser geistreichen
Inszenierung gemeinsam - sie neigen zum exzessiven Nikotin-Konsum.
Wenn etwa Poeschl zwischen seinen sparsamen Zügen an der
Zigarre im Wiener Dialekt über das Leben sinniert, dann bahnt
sich der blaue Dunst seinen Weg bis in die letzte Reihe.
Während der Filmzuschauer an dieser Stelle
auf sein Vorstellungsvermögen angewiesen wäre, riecht
und schmeckt der Theaterbesucher geradezu den Duft der Gesetzesbrecher.
Das ist in bestem Sinne altmodische Unterhaltung.
Neu-Ulmer Zeitung, Montag, 23. April
2001
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