Ein schwungvolles Stück über das Leben der Sekretärinnen im Großraumbüro mit rund 30 Schlagern, Chansons, Evergreens und Hits. Das Großraumbüro wird zum Tollhaus.Besetzung der Neu-Ulmer "Sekretärinnen":Nr 1 - Isabel Gauß (Ulm) Nr 2 - Ursula Greven (Ulm); Katja Kaufmann (Ulm) Nr 3 - Claudia Riese, (Ulm) Nr 4 - Stefanie Krümpel (Münster); Margarete Lamprecht (Ulm) Nr 5 - Helga Reichert (Köln) Nr 6 - Andrea Zanaboni (Frankfurt/Main); Elisabeth Hertel-Markstein (Zwickau) Nr 7 - Wibke Richter (Ulm) Nr 8 - Christiane Reichert (Hamburg) Nr 9 - Katja Hentschel (Stuttgart) Bürobote - Bernd Rindle (Neu-Ulm) Klavier: Markus Romes (Ulm) Produktionsteam: Regie: Heinz Koch Bühne und Kostüme: Claudia Riese Musikalische Leitung: Markus Romes Choreographie: Wibke Richter |
Publikumsstimmen zu unseren "Sekretärinnen "
Sekretärinnen - was machen sie, wenn sich auf der Chefetage im Großraumbüro die Nachmittagsruhe eingeschlichen hat, wenn sie sich unter sich wähnen? Wovon träumen diese Sekretärinnen, diese seltsame, einzigartige Spezies, zwischen Besuchen beim Chef und der Mittagspause?
"Eine kleine Sehnsucht braucht jeder zum glücklich sein
Eine kleine Sehnsucht, ein Stückchen Sonnenschein
Eine Sehnsucht für den grauen Tag
Eine Sehnsucht ganz egal wonach
Eine kleine Sehnsucht, ein flüchtiges Traumgebild
Eine Sehnsucht, die sich bald schon erfüllt."
"Sekretärinnen" ist eine Mischung aus Liederabend und Musical, in dem wir auf musikalisch-ironische Weise mehr über eben diese verborgenen Sehnsüchte und auch geheimen Laster der neun Damen an ihren rhythmisch-klappernden
Schreibmaschinen erfahren. Sie singen von ihren Objekten der Begierde:
"Ach, ich kann es nicht vergessen
Deine Walze lang und rund (...)
Ach, dein Rückstelltastenregulatorabstandseinstellrad
Schnurrt so schön, wenn ich ganz sacht am Hebel drück..."
die aber nicht immer technischer Natur sein müssen:
"Ich bin ein Mädchen aus Piräus
Und liebe den Hafen, die Schiffe und das Meer
Ich liebe das Lachen der Matrosen und Küsse
Die schmecken nach See, nach Salz und Teer."
Die neun unterschiedlichen Schreibdamen aus dem Vorzimmer des Chefs (vom Vamp über das schüchterne Hausmütterchen bis hin zur biederen Bürovorsteherin sind alle vorhanden) besingen aber auch ihre Sorgen und Nöte, die der Sekretärinnenalltag so mit sich bringt. Sie haben Probleme mit der Identität, beanspruchen nur "A little respect", wollen sich nicht länger unterdrücken lassen. Da bricht die Büro-Revolte aus. Und wenn der blasse und unscheinbare Bürobote plötzlich seine wahre Identität zu erkennen gibt - brechen alle Dämme...
Liederfolge:
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KULTUR / Es tippt, tratscht und tönt im AuGuS-Theater Neu-Ulm Singende Schreibdamen9 Sekretärinnen + 1 Bürobote = 1 BürorevolteNeun Schreibdamen haben im AuGuS-Theater Neu-Ulm ein Büro bezogen. Und jede hat ein Lied zu singen - im so genannten Tippsical "Sekretärinnen". BEATE ROSE Alltag im Büro: Eine Sekretärin kommt mit verschmiertem Make-up zu spät zum Dienst. Sekretärin Nummer Sechs (Andrea Zanaboni) fordert vom ihrem Chef singenderweise "just a little respect". Sekretärin Nummer sieben (Wibke Richter) hingegen, ein bebrilltes und offenbar schüchternes Ding, ist verliebt in ihre Schreibmaschine. Sie schwärmt: "Ach, dein Rückstelltastenregulatoren-Abstandseinstellrad schnurrt so schön, wenn ich ganz sacht am Hebel drück." Neun Sekretärinnen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können, eint ihre Arbeit im Büro. Und da sie nicht ständig über den (unsichtbaren) Chef quatschen oder für umsonst telefonieren können, singen sie im "Tippsical" von ihren Sehnsüchten, Lastern, Begierden. Donnerstag, Freitag und Samstag sind alle neun im Stück "Sekretärinnen" im AuGuS-Theater Neu-Ulm zu hören. Gestern gaben die Schreibdamen am Messestand unserer Zeitung ein kurzes Zwischenspiel, zwar ohne Schreibmaschinen und Büroboten (Bernd Rindle hat diese Rolle übernommen und löst im Stück eine Bürovolte aus), aber dafür am Piano von Markus Romes begleitet. Regisseur Heinz Koch warb für das "Tippsical". Es läuft bis zum 31. Mai in Neu-Ulm. Donnerstags ist Sekretärinnen-Tag. Das heißt, dass Bürogemeinschaften, die ihre Karten an einem Donnerstag reservieren (Karten unter Telefon: 0731/553412), mit einem Glas Prosecco begrüßt werden. Südwest Presse, Samstag 12. April 2003 nach einem Showauftritt auf der Bühne des Messestandes der Zeitung |
THEATER NEU-ULM / "Sekretärinnen"-Premiere Donauwalzer mit JoghurtNeun Sekretärinnen, ein Bürobote und der Mann am Klavier spielen ab Freitag am Theater Neu-Ulm eine Rolle. In einem "Tippsical" namens "Sekretärinnen".STEPHAN GOEKELER Autor Franz Wittenbrink bezeichnet sein 1996 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg uraufgeführtes Werk "Sekretärinnen" schlicht als Liederabend. Weil das aber ebenso wie der Begriff Musical-Revue den Zuschauer in die Irre führen könnte, nennt man es in Neu-Ulm ein "Tippsical". Mit Anbau-Teilen in den Raum hinein ist die Bühne verlängert, um neun Arbeitsplätze, bestehend aus alten Schultischen mit antiquierten Schreibmaschinen darauf, unterzubringen. Für das Bühnenbild zeichnet ebenso wie für die Kostüme und eine Sekretärinnen-Rolle Claudia Riese verantwortlich. Regie führt Heinz Koch, am Klavier sitzt Markus Romes, der eine ganze Reihe musikalischer Klassiker eigens neu arrangiert hat. Groß ist die musikalische Bandbreite: Nach der Schreibmaschinen-Sinfonie von Leroy Andersen zum Auftakt des dargestellten Großraumbüro-Arbeitstags gibt es Otis-Redding-Songs ebenso zu hören wie Lieder von Gitte, Nina Hagen oder Hildegard Knef. Allesamt live vorgetragen von den weiblichen Bürofachkräften, solo oder im Chor. Da genügt auch schon mal ein Joghurtglas als Klangkörper, um den Donauwalzer zu intonieren. Die Darsteller, die sich zum Teil übers Internet beworben haben, stammen aus dem ganzen Bundesgebiet und können fast alle Musical-Erfahrungen vorweisen. Mit "elf Hauptrollen", wie Heinz Koch sagt, ist es eine der größten Produktionen, die es am Theater Neu-Ulm je gab. Für das Marketing hat man sich etwas Besonderes einfallen lassen: Donnerstag ist "Sekretärinnen-Tag", an dem Bürogemeinschaften mit einem Prosecco empfangen werden. Außerdem können die lieben Kollegen ihre gute Seele des Betriebs als "Sekretärin der Woche" vorschlagen. Wird sie dann auch noch von der Theater-Leitung unter den Einsendungen ausgewählt, ist sie gemeinsam mit einer Begleitung Ehrengast des Theaters. Südwest Presse am 2. April 03 |
AuGuS-Theater: Einblicke eines Büroboten 24 Stunden vorher: Wo bleibt der Text?NEU-ULM. Was für eine traumhafte Belegschaft: Neun adrette Sekretärinnenein Bürobote. Kaum zu toppen in der Realität. 24 Stunden vor der heutigen Premiere des Tippsicals „Sekretärinnen“ war Generalprobe im AuGuS-Theater Neu-Ulm. Einsichten eines Büroboten. Von unserem Redakteur Bernd Rindle „Se bastasse una bella ...calzone? ...cantare? ...cannibale?“ Je weniger Zeit bis zur Premiere ist, desto mehr Ärger zieht sich Franz Wittenbrink zu: „Italienisch! Wieso zum Geier darf der Bürobote nicht auf englisch singen?“ Weil der „Sekretärinnen“-Autor das so wollte. Basta! Romulus und Remus konnten es, Romes gottlob auch. Mit der klassischen nimmermüden Liebenswürdigkeit eines jeden Musikalischen Leiters erteilt Markus Romes dem störrischen Büroboten seit Wochen Lektionen in Italo-Phonetik: „Ein scharfes S“, doziert er, „du musst das S scharf aussprechen!“ „Publikumslicht aus! Bühnenlicht an“, fordert Regisseur Heinz Koch. Höchste Konzentration! Auftritt! Souverän und routiniert legen die neun Kolleginnen und der Mann am Klavier ihren Job hin, während hinter der Bühne einer von einem Fuß auf den anderen tritt und sich einbleut: „Jetzt bloß nichts vergessen: Scharfes S, Canzone, Mütze auf, Mantel schließen, Klemmbrett besorgen. Und bloß nicht das Stichwort überhören.“ Raus auf die Bühne, es ist alles da, bloß die Brille fehlt. Okay, ist ja gottlob nur eine Probe. Aber das Lied wird klappen: „SSSe bastasse una bella can...can...“ „Canzone“ zischt es vom Piano her, „Canzone — und das S schärfer!“ Mit stoischer Ruhe und kollegialer Solidarität nehmen die Sekretärinnen des Boten Lapsus hin, der sich daraufhin anschickt, zum großen Gitarrenhelden zu werden. Mit geübtem Griff soll der erste Ton erzeugt werden. Es folgt das Schweigen der Saiten... Der Verstärker versagt aus unerfindlichen Gründen den Dienst. Ersatzweise muss die Stimme herhalten, denn die ist Mikroport-gestützt. Allein, die Batterie ist leer. Die Premiere kann kommen. Schwäbische Zeitung, Freitag, 4. April 2003 |
Großes Tippsical im Augus-TheaterDas Theater Neu-Ulm steht vor der Premiere der singenden Sekretärinnen am FreitagVon unserem Mitarbeiter Christian Oita Neu-Ulm. Was genau ist bitte ein Tippsical? Etwas zwischen Musical und Tippsen-Revue, etwas wie „Sekretärinnen“ eben. Richtig groß gecastet hat das ehemalige AuGuS-Theater Neu-Ulm für dieses Stück - und neun Vorzimmer-Damen plus Bürodiener gefunden. Damit ist die Antwort des Hauses auf den Erfolg seines ersten Musicals Non(n)sense“ nun gleichzeitig auch die Produktion mit dem bisher größten Personalaufwand. „Unsere Mädels kommen aus der ganzen Republik“, verrät Intendant Heinz Koch von seinem Regiestuhl aus. Neben Isabel Gauß und Claudia Riese (Bühne und Kostüme) stehen vornehmlich AuGuS-Debütantinnen mit Musical-Erfahrung auf der großzügig ausgestattenen Büro-Bühne. So ist die Wahl-Ulmerin Ursula Greven dabei, die Frankfurterin Andrea Zanaboni, oder die Choreographin Wibke Richter. Als männliches Gegenpol fungiert das schwäbische Original Bernd Rindle. Der „Gono Cocks“-Frontmann feiert hiermit seinen Theater-Einstand. Für die musikalische Leitung zeichnet wieder Pianist Markus Romes verantwortlich. Er hat neben Leroy Andersons Schreibmaschinen-Sinfonie zwei Dutzend Schlager, Chansons und Jazz-Songs mit dem Ensemble am Klavier erarbeitet. Jede Tippse hat zwei bis vier Solo-Einlagen, so will es die Originalfassung von Franz Wittenbrink. 1996 am Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt, entwickelte sich der alternativ-unterhaltsame Liederabend dort zum Dauerbrenner. Zwar hat „Sekretärinnen“ keine durchgehende Handlung, dafür wissen die Acteure mit Standards wie „Diamond are the girls best friends“ oder Pophits wie „Männer“ leichtfüßig durch den Abend zu führen. Wenn es für die Knef rote Rosen regnet, oder Italo-Lover Rindle bei „Se bastasse“ in die verstärkten Gitarrensaiten greift, dann haben die „Sekretärinnen“ die Neu-Ulmer Tippsen-Saison eröffnet. Das AuGuS-Theater begrüßt Bürogemeinschaften, die sich Karten für Donnerstags-Vorstellungen reservieren, mit einem Glas Prosecco. Außerdem können Firmen eine „Sekretärin der Woche“ per Fax (0731/553412) vorschlagen. Die Auserwählte erhält zwei Ehrenkarten in der ersten Reihe. Neu-Ulmer Zeitung am Dienstag, 1. April 2003 |
PREMIERE / "Sekretärinnen" im Theater Neu-Ulm Casanova, hörst du mich?Heinz Koch und seine Tippsen präsentieren eine unterhaltsame RevueFür Betriebsfeiern müsste dieser Abend ein Knüller sein, der Chef lädt seine Damen ein, und alle amüsieren sich bei Franz Wittenbrinks Revue "Sekretärinnen". Aber auch das Normalpublikum hatte bei der Premiere im Theater Neu-Ulm seinen Spaß mit diesem "Tippsical". JÜRGEN KANOLD Ein Signal leuchtet im Großraumbüro, die Nummer eins bitte zum Chef! Isabel (Gauß) hat das große Los gezogen und tigert powackelnd davon. Die Kolleginnen lackieren einstweilen die Fingernägel, telefonieren privat, lesen Frauenzeitschriften - sie tun, was Sekretärinnen so tun. Regisseur Heinz Koch diktiert seinen Tippsen Klischees, bis der Block voll ist. Klamotte ist Trumpf, aber auch darum gehts ja in Franz Wittenbrinks musikalischer Revue "Sekretärinnen". Neun Heldinnen der poppigen Bürokultur, vom Vamp übers Mauerblümchen, der fröhlichen Schwangeren (Wibke Richter) und der Göre bis zur strengen Vorsteherin (Helga Reichert) geben Auskunft über ihre Sehnsüchte. Im Theater Neu-Ulm sitzen sie in schrillen Kleidern en bloc an kleinen Schultischen vor ihren Schreibmaschinen. Schön nostalgisch, diese Geräte. Mit Word und Outlook schlagen sich diese Sekretärinnen noch nicht herum, dafür ist die mechanische Schreibmaschine mit Klingel ein Schlaginstrument: Das Damenorchester rattert Leroy Andersons "Typewriter"-Sinfonie. Auch den Donauwalzer, rhythmisch gelöffelt an Joghurtgläsern, haben sie drauf. Handlung? Fehlanzeige. Wittenbrink nennt seinen in Hamburg uraufgeführten Sensationserfolg "Liederabend". Tatsächlich singen die Sekretärinnen solo oder im Ensemble Nummer für Nummer, der richtige Schlager zur richtigen Zeit sorgt für die Pointe. Stefanie Krümpel spielt die freche Punkerin und singt nach der Chef-Visite Nina Hagens "Unterdrücken". Claudia Riese, die Erfahrene mit rauer Stimme, führt die Revolte an mit Bettina Wegner: "Sind so kleine Seelen, darf man niemals quälen". Christiane Reichert, die Verklemmte im blassblauen Kleid, kreischt mit enervierendem Sopran "Ich bin ein Mädchen von Piräus" - und stöhnt brunftig "Ich liebe das Lachen der Matrosen". Und die Küsse auch. Arme Frauen, arme Männer. Das unterhält. Markus Romes sitzt souverän am Klavier und treibt die Sekretärinnen zur Arbeit an. Die Damen können singen, allen voran Ursula Greven. Otis Reddings "Sitting in the morning sun" kommt im Chor zwar wie eine Schlaftablette daher, ein paar Anschläge mehr pro Minute wäre bei diesen Sekretärinnen nicht schlecht. Zu Aretha Franklins "Respect" aber räumt Andrea Zanaboni mit Powerstimme im Büro auf. Und wenn Katja Hentschel, die auch mit Marilyn Monroes "Diamonds" um sich wirft, sich als Kleptomanin outet, und sich die Sekretärinnen überhaupt im Publikum die Männer angeln, bebt das Haus: "Ich muss ihn haben, haben, haben . . ." Wenn also schon der Chef nicht zu kriegen ist, muss der Bürobote herhalten. Aber der ist glücklicherweise ein tierischer Macho. Bernd Rindle zieht den grauen Kittel aus und zeigt die sozusagen mit Ramazotti-Schmalz eingeriebene nackte Brust: "Se bastasse". Dann gibts kein Halten mehr. Die Sekretärinnen grapschen nach bulliger Männlichkeit, und das Publikum tobt vor Begeisterung. "Its a mans world", weiß der Bote, wissen die Sekretärinnen. So einfach ist das. Eine gefeierte "Tippsical"-Premiere, bei der am Ende zwar das Papier in der Maschine verrutschte, also die Lieder durcheinander purzelten. Aber mit etwas Tipp-Ex kommt das in Ordnung. Ausgelassene Zugaben. Südwest Presse Montag 07.April 2003 |
Premiere im Augus-Theater Neu-Ulm: Sekretärinnen Humorvoller Blick in die Büro-TristesseNEU-ULM — Wer hatte nicht schon mit jenen weiblichen Wesen zu tun, die Tag für Tag zahllose Telefonate annehmen, durchstellen oder Anrufer vertrösten, Dutzende von Briefe schreiben oder unzählige Diktate aufnehmen! Hat das Leben für diese Frauen wirklich nicht mehr zu bieten als tristen Büroalltag? Durchaus! Am Freitag hatte Franz Wittenbrinks „Sekretärinnen“ im Neu-Ulmer Augus-Theater Premiere und bei dieser zweistündigen Mischung aus Liederabend und Musical ergaben sich vertiefte, zugleich ironisch-humorvolle, und gelungene umgesetzte Einblicke in diesen Berufstand.Von unserem Mitarbeiter Michael Jens Reiser Was machen neun Sekretärinnen zwischen Kaffee- und Rauchpause, wenn sie nicht gerade telefonieren, sich die Nägel feilen oder sich am schier unerschöpflichen Keksvorrat versuchen? Sie singen! Von den Sorgen und Nöten, die der Büroalltag so mit sich bringt, aber auch von den verborgenen Sehnsüchten und geheimnisvollen Lastern, die sich hinter den rhythmisch klappernden Schreibmaschinen aufstauen. Und davon haben die unterschiedlichen Frauentypen, vom männerverschleißenden Vamp über das äußerlich adrett-schüchterne Hausmütterchen bis hin zur literaturversessenen, biederen Bürovorsteherin sind alle vertreten, wahrlich genug. Exzellent verpackt die komödiantische Revue die mannigfaltigen Probleme mit der eigenen Identität, der Beanspruchung von nur „a little respect“ oder dem Auflehnen gegen den übermächtigen Chef in eine musikalische Palette, die von klassischen Musical-Hits über stimmungsvolle Schlager bis hin zu Rock- und Popsongs reicht. Schwungvoll geht der Mann am Flügel, Markus Romes, das Liedgut an und versteht es stets die singenden Tippsen zu Höchstform anzustacheln. Überaus geschickt nutzt Regisseur Heinz Koch die Schwäche mancher Gesangsstimme, um den Ausdruck grotesken Begehrens noch deutlicher herauszuarbeiten. Wenn Christiane Reichert als himmelblau gewandte und trotzdem graue Büromaus schmachtend nach dem Lachen und den Küssen der Matrosen den Schlager „Ich bin ein Mädchen aus Piräus“ trällert, gibt es im Publikum vor Lachen kaum mehr ein Halten. Aber das wird gar noch getoppt vom einzigen Mann in diesem Stück, einem bebrillten Büroboten, der über die Worte „Bitte“ und „Danke“ zunächst nicht hinauszukommen scheint. Als dieser aber dann sein wahres Inneres preisgibt, kreischen die neun Schreibmaschinengrazien wie durchgeknallte Jungmädchen auf und entzünden ihre erotischen Fantasien an diesem männlichen Wesen. Von flinken Frauenhänden rasch aus dem Arbeitskittel geschält, entblößt Bernd Rindle massige, behaarte Männlichkeit und versteht es mit „Se bastasse una bella canzone“ von Eros Ramazotti und James Browns´s „It´s a man´s world“ eine gekonnte, wahre Begeisterungsstürme hervorrufende Parodie eines Latin Lovers aufs Bühnenparkett zu legen. Schrill, witzig, frech-frivol, zugleich anrührend und originell kultig war dieser Theaterabend, bei dem die Tastaturen so richtig klasse zum Klappern gebracht wurden. Schwäbische Zeitung am Montag, 7. April 2003 |
Premiere des Tippsicals „Sekretärinnen“ im Theater Neu-Ulm Neun Goldkehlchen und der dicke Hahn im KorbVon unserem MitarbeiterChristian Oita Ulm.Musik liegt neuerdings in der Luft, beim AuGuS-Theater Neu-Ulm. Auch mit ihrem zweiten Musical haben die Macher den richtigen Ton getroffen. Heinz Kochs „Sekretärinnen“ garantieren zwei Stunden prächtige Unterhaltung. Keine Frage, dieses Tippsical ist ein Hit. Zur Entscheidung, für das personalstarke Stück umfangreich zu casten, kann man an dieser Stelle nur gratulieren. Anders als beim zuletzt gespielten Off-Broadway-Schlager „Non(n)sense“ kommt es nämlich in Frank Wittenbrinks buntem Liederabend „Sekretärinnen“ sehr wohl auf das gesangliche Spektrum der Protagonistinnen an. Mit ein bisschen Trällern ist es hier bei weitem nicht getan. Ganz im Gegenteil: Eine Besetzung mit Laien und Hobbysängerinnen wäre wohl fatal gewesen. Denn was sich im großzügig gestalteten Programmheft wie ein wildes Song-Potpourri liest, ist in Wirklichkeit ein klug konstruiertes Repertoire mit ungeahnten musikalischen Perlen. Und weil dieses 1996 am Hamburger Schauspielhaus uraufgeführte Stück mit der musikalischen Umsetzung steht und fällt, ist die gelungene Premiere zu einem hohen Anteil der Verdienst von Markus Romes. Der Pianist hat in einem beachtlichen Kraftakt seinen Darstellerinnen zwei Dutzend Titel kongenial auf die Stimmbänder arrangiert. Zugleich ist Romes das minimalistische Kunststück gelungen, Bombast und Lyrik zu verbinden - im Alleingang am Flügel. In einem Großraumbüro, wie man es aus den Filmen Billy Wilders kennt (Ausstattung Claudia Riese) versammeln sich früh morgens neun Vorzimmer-Damen. Neun Seelen, die verschiedener kaum sein könnten. Als die Schreibmaschinen-Sinfonie verstummt, beginnt die erste Tippse auch schon zu singen. Für die schwangere Wibke Richter soll’s rote Rosen regnen, Ursula Greven behauptet „Ich bin stark“, während sich die kecke Stefanie Krümpel „zu geil für diese Welt“ findet. Wenn sie nicht gerade Telefon-Petting praktiziert, seufzt Claudia Riese Piafs „La vie en rose“. Ein Highlight unter den ausnahmslos erstklassig interpretierten Standards ist „Bei mir bist du scheen“ im dreistimmigen Patchwork. Zum Publikumsliebling mausert sich im Lauf des Abends die herzige Christiane Reichert mit ihren Arienhaften Schlagern. Stark auch ihr laszives „I wanna be loved by you“. Alle denkbaren Facetten lassen die Sekretärinnen hier blicken - sind witzig, tough und virtuos zugleich. Als einziger Mann treibt Bürodiener Bernd Rindle mit Bierbauch, E-Gitarre und Sonnenbrille Publikum und Büropersonal in den Wahnsinn. Das schwäbische Original macht gesangliche Defizite spielend durch Charisma wett. Ein Riesenspaß diese Premiere, Zugaben inbegriffen. Neu-Ulmer Zeitung am Montag, 7. April 2003 |