Autor: Matthias Stoltze
Premiere: Samstag, 16. Januar 2010
Besetzung:
Claudia Riese Barbara Walters, Arthurs Geliebte |
Heinz Koch Arthur Berger, Arzt in einem Pharmakonzern |
Monika Herzing Alida Berger, Barbaras beste Freundin |
Ines Rettenberger Jeannette, Modestudentin, Arthurs neuestes Gspusi |
Riese & Ko Regie |
Benjamin Dentler Bühnen- und Kulissenbau |
Weitere Fotos der Aufführungen
Zum Stück:
Ein Mann - Arthur Berger - und drei Frauen. Da der Mann sich einbildet, ein großer Frauenversteher zu sein, aber tatsächlich nicht die leiseste Ahnung hat und eher unausstehlich als unwiderstehlich daherkommt, ist die Katastrophe unvermeidbar."Versteh einer die Frauen" von Matthias Stoltze ist mal wieder so richtig aus dem Leben gegriffen: Was man so hört, können sich (dummerweise?) (noch immer?) viele Männer mit diesem Arthur identifizieren. Viele Frauen kennen diesen Pappenheimer.
Arthur Berger könnte ganze Bücher mit dem füllen, was er bei Frauen nicht versteht.
Berechtigt? Sind Frauen tatsächlich sooo kompliziert?
War die Katastrophe programmiert, weil Arthur eben ein typischer Mann ist?
Oder ist er besonders begriffsstutzig?
Hatte er sich denn bemüht, die Frauen zu verstehen?
Oder tat er nur so - wobei er doch überrzeugt ist, alles getan zu haben, und die Frauen es sich selbst zuzuschreiben haben, wenn "es" nicht funktioniert (hat).
Auf jeden Fall ist Arthur Berger tief enttäuscht: Seine Frau macht Probleme - versteht er gar nicht ...
Gut, da war seine Affäre mit der jungen Modestudentin Jeanette. Ach ja, und da ist auch sein langjähriges Verhältnis mit Alidas bester Freundin Barbara... ja und? Ja und!!!
Es kommt zum Showdown zu viert, und und da kriegt Arthur mächtig auf den Deckel; die Folge: versteht er die Welt nicht mehr - und die Frauen schon gar nicht.
Diese Komödie unterhält im besten Sinne und kann dabei getrost auf die von uns gehassten Boulevard-Plattitüden verzichten.
SOMMERBüHNE / DREI FRAUEN, EIN MANN UND VIELE FRAGEN
Furioser Showdown
Auftritt des Neu-Ulmer Augus-Theater am BlautopfFrauen kann Mann gar nicht verstehen. Das findet zumindest Arthur Berger in der Komödie "Versteh einer die Frauen", die am Samstag vom Augus-Theater Neu-Ulm auf der Sommerbühne am Blautopf aufgeführt wurde.
ULRIKE RUOPP
Blaubeuren·: Außen hui, innen pfui. Das war die am vergangenen Samstag vom Augus-Theater Neu-Ulm auf der Sommerbühne am Blautopf aufgeführte Komödie "Versteh einer die Frauen" und ganz besonders Protagonist Arthur Berger (Heinz Koch). Der erfolgreiche Arzt in einem Pharmakonzern fährt ein schickes Auto, hat eine schicke Wohnung, eine schicke Ehefrau, eine schicke Dauergeliebte und seit Kurzem auch noch eine schicke Affäre. Das gehört sich so für schicke Kerle und selbsternannte Frauenversteher. Außerdem habe er es ja nicht darauf angelegt, Jeanette (Ines Rettenberger), Frau Nummer drei, kennen zu lernen.
Sonst hätte er die Grundausstattung für das "Draufanlegen" dabei gehabt: After Shave, Platinkreditkarte und Vaseline - um den Ehering abzubekommen. Welch ein Zufall, dass die blutjunge Modestudentin Jeanette unbedingt nach Paris will, wo der nächste ärztekongress stattfindet. Dahin hätten ihn jedoch auch seine unterwürfige Ehefrau Alida (Monika Herzing) und seine temperamentvolle Geliebte Barbara (Claudia Riese), nebenbei Alidas beste Freundin, begleitet.
Zum ersten Mal kommt der selbstverliebte Macho in Erklärungsnot und das wohlorganisierte Fremdgehen droht aufzufliegen. Alida wird misstrauisch und hat zudem genug von ihrer Rolle als Putzfrau und Haushälterin. Barbara würde trotz ihres Mottos "Sex ohne Liebe gilt nicht nur für Männer" gerne auch offiziell den Platz an Arthurs Seite einnehmen und Jeanette dreht den Spieß einfach um. Statt sich von Arthur wie geplant ins Hotelbett zerren zu lassen, geht sie lieber mit seiner Kreditkarte einkaufen. Die Schadenfreude, zumindest unter den Frauen auf den voll besetzten Rängen, wuchs, als Alida die beiden in flagranti in Paris erwischt, Barbara daraufhin völlig ausrastet und auf Rache sinnt.
Spätestens jetzt war klar: für Arthur gibt es kein Happy End. Da konnte er noch so oft dem Publikum vor dem Bühnenvorhang sein Leid mit den ach so komplizierten Frauen klagen und gesammelte Weisheiten à la "Frauen denken ganz anders als wir Männer, weil sie mehr als die Hälfte ihres Gehirns brauchen, um sich zu merken, was sie uns irgendwann wieder vorwerfen können" loswerden. Erschreckend, wie überzeugend Koch solche Sätze von sich gab und mit seiner "Kleinjungenart" fast wieder Sympathien weckte.
Dafür begeisterte das minimalistisch-kühle Bühnenbild von Benjamin Dentler, das sich mit ein paar Handgriffen verändern ließ. Auch die Schauspieler des privaten "Autonomen Goethe und Schiller Theaters" agierten hervorragend und verliehen jedem Charakter Tiefe. Und das obwohl "Versteh einer die Frauen" in dieser Besetzung Premiere feierte. Nach dem furiosen Showdown versteht Arthur die Welt nicht mehr - und die Frauen weniger denn je.
Das Blaumännle Freitag, 13. August 2010
Wie Mann sich windet
Ein Mann und drei Frauen. In der Komödie "Versteh einer die Frauen" geht das nur eine Weile gut. Dem Pappenheimer werden im Augus-Theater Neu-Ulm nämlich amüsant die Leviten gelesen.Dumm wie Bohnenstroh. Mann sagt das gerne von Frauen, aber in der Komödie "Versteh einer die Frauen" von Matthias Stoltze gebührt diese Auszeichnung ausschließlich einem Mann. Denn Arthur (Heinz Koch) mag zwar reich und Arzt sein, aber ansonsten denkt er mit seinem aktivsten Körperteil - und das ist nicht das Hirn.
Im Neu-Ulmer Augus-Theater nimmt Arthur die Frauen, wie sie kommen. Und da seine Lockmittel "ein chices Auto, ein chices Kleid, ein chices Hotel" heißen, bringt er sie auch dorthin, wo sie ihm am liebsten sind: ins Bett.
Für daheim tuts die eigene Frau, für zwischendurch taugt deren beste Freundin, und wenn Arthur in der Bar eine Jeanette kennen lernt, dann geht die niedliche Jeanette eben mit zum ärztekongress nach Paris. Sie zum Shoppen, er zur Entspannung. Doch mit der Entspannung wird es in Arthurs Leben zunehmend nichts mehr. Denn Arthurs Frauen werden zickig. Ehefrau Alida (Stephanie Schleidt) hätte gerne zum chicen Auto noch eine Spur des leidenschaftlichen Liebhabers aus den Anfangsjahren der Ehe. Die Geliebte Barbara (Claudia Riese) mag sich auch nicht immer in den eng gesteckten Stundenplan der heimlichen Treffen zwängen lassen. Und außerdem gerät sie völlig aus dem Häuschen, als sie erfährt, dass da noch eine dritte, jüngere Frau mit im Spiel ist. Die Modestudentin Jeanette (Birgit Corinna Lange) klimpert mit ihren Armreifen und den Augendeckeln, aber ihr Interesse gilt doch mehr der Mode als dem ältlichen Macker.
Nun ist Arthur leider ein beschränkter, eitler Gockel, und Eitelkeit verstellt den Blick. Die Launen seiner Frauen, denen er doch alles gibt, was er hat (Frauenfrage: "Was ist das schon?") verkomplizieren sein Leben. So steht er immer wieder philosophierend vor dem Bühnenvorhang und klagt dem Publikum sein Leid.
In der Mitte der Bühne (Benjamin Dentler) dominiert in kühlem, stylischem Ambiente das Bett als Austragungsort der Missverständnisse. Heinz Koch spielt darauf glaubhaft beschränkt den Tölpel in Liebesdingen. Birgit Corinna Lange wirbelt als in aller Unschuld berechnendes Liebchen durch die Geschichte, und Claudia Riese packt zu: Mann und Gelegenheit. Etwas zerbrechlich, aber zäh wirkt Stephanie Schleidt als Gattin.
Geradezu klassisch sind die Dialoge, mit denen wenn es um das ehefrauliche Misstrauen geht. "Was, du spionierst mir nach!", erregt sich Arthur - und im gleichen Atemzug "Du hast alles kaputt gemacht". Der Angeklagte macht den Kläger zum Schuldigen. Arthur pflegt eine Phobie vor Szenen, "wenn du eine Szene willst, bitte", und wundert sich, wie es den Frauen gelingt, in das Wort "Schatz" noch einen Vorwurf zu legen. Wie hohl, kalkuliert, breit und eklig sich "Schatz" aussprechen lässt, zeigt ihm die Geliebte Barbara. Claudia Riese liegen diese überspannten Rollen, in denen sie sich so richtig aufregen kann. So forciert sie auch mit großer Klappe und handfester Rache den großen Showdown zu viert, in dem Arthur ziemlich alt aussieht.
CHRISTINA KIRSCH, Südwest Presse, 18. Januar 2010
Das ewige Rätsel
Neu-Ulm. Arthur Berger ist ein unwiderstehlicher Mann. Denkt zumindest er. Wenn es dem Esel aber zu wohl wird, geht er bekanntlich aufs Eis - und das Eis unter Arthur Bergers Füßen ist bedenklich dünn. Der Letzte allerdings, der bemerkt, dass es bricht, ist er selbst. "Versteh einer die Frauen" heißt Matthias Stoltzes Komödie, die im Neu-Ulmer AuGuSTheater (Autonome Goethe- und Schiller-Theater Neu-Ulm) ein Publikumsrenner werden dürfte. Selten so gelacht in Claudia Rieses und Heinz Kochs Haus wie bei dieser liebenswerten Inszenierung, auch wenn Mann nicht den Hauch von weiblicher Zuwendung verdienen würde, wären alle Männer so wie Arthur Berger.Schlagfertige Dialoge
Die hübsche Ehefrau, stubenrein, wenig und leise sprechend, dabei billiger als eine Putzfrau, das suchte der Dozent Arthur Berger (Heinz Koch) vor einem guten Jahrzehnt, als er die Studentin Alida (Stephanie Schleidt) heiratete, und die richtete sich klaglos freundlich und angepasst im wohlsituierten Leben an der Seite des Pharmakonzern-Arztes ein, spannte damit Freundin Barbara den Partner aus. Die erotische und lebenstüchtige Barbara, inzwischen erfolgreiche Chirurgin, rächt sich auf ihre Weise, indem sie seither weiter mit Arthur ins Bett geht: eine geheime Rache an der ahnungslosen Alida, Rache aber auch an Arthur, der von Barbara seitdem nicht mehr bekommt als ihren Körper.
Das Arrangement kippt, als Arthur ein weiteres Verhältnis beginnt, diesmal mit der attraktiven Modestudentin Jeanette (Birgit Corinna Lange). Angesichts der Zeit, die Arthur für Jeanette aufwendet, beschimpft ihn Barbara, um Arthurs Verhalten gegenüber Alida präzise wissend: "Es ist schon fast als ob ich mit dir verheiratet wäre!" Frappierend offen kontert Arthur "Ja, aber du musst nicht bügeln." Die schlagfertigen Dialoge sind es vor allem, die die Komödie so unterhaltend machen, zumal bewusst so zugespitzt wird, dass der Zuschauer nicht mit einer der Frauen Arthurs leidet, und natürlich ahnt Mann und Frau im Publikum bereits zur Pause, dass es für Arthur Berger übel enden wird. Auch wenn es ihnen in ihrer Verletztheit schwer fällt, inszenieren die drei Frauen ein Zusammentreffen aller beim Italiener, nach dem sie zwar garantiert auch nichts mehr voneinander wissen wollen, nachdem aber Arthur ganz allein da steht. Alida verlangt die Scheidung samt schicker Wohnung, Barbaras gesammelte Wut darüber, dass sich Arthur damals für Alida entschied, kommt zum Ausbruch, und die pragmatische Jeanette will sowieso keinen Mann, der in dieser Situation solch ein Würstchen abgibt. Frauen kö nnen vielleicht nicht einparken, aber Männer finden nicht einmal einen Parkplatz, muss Arthur erkennen: Alle drei Frauen sind weg, sein Auto wurde gleichzeitig abgeschleppt. Und Arthur versteht die Welt nicht mehr ...
Dagmar Hub, Foto: ALFA, Neu-Ulmer Zeitung, 18. Januar 2010