Theaterabende "Ohne Netz ..."
Theatrale Readymades - Ein Ergebnis: die Ulmer Lobbycard
Wir verstehen uns als Theatermacher im weitestmöglichen Sinne. Zu keiner Zeit waren wir ausschließlich Rollenspieler, Sprechmaschinen. Wir haben zwar jede Menge Werke der dramatischen Literatur aufgeführt, aber: Schon das Markenzeichen des Ensembles, in dem unsere gemeinsame Theaterarbeit Ende der 1970er Jahre begann, war es - mit den Mitteln des Theater(machen)s zu intervenieren - bis hin zu "Sklavenmärkten", "Gewissens-TÜV" und "Theater ohne Publikum" (siehe auch: Hans Daiber: Deutsches Theater seit 1945). In den frühen 1990er Jahren fanden wir im Zuge der unkonventionellen, innovativen Arbeit unter anderem zum (wie wir es getauft haben) "Theatralen Readymade" (angelehnt an den Begriff von Marcel Duchamp).Dazu gehören auch die "Ohne Netz ..."-Abende. In denen werden Tabu-Themen wie Tod, Sterben, Knast, Folter, Armut, Fremdsein auf die Bühne gebracht, und zwar in einmaligen Aufführungen; Texte, Szenen, Musik und Gespräche wechseln.
Dabei wird weitgehend auf Schauspieler(innen) verzichtet, es werden "Spezialisten" eingesetzt, Menschen werden - "Die ganze Welt ist eine Bühne ..." - bewusste Spieler einer ihrer Alltags-Rollen: Knastis sind Knastis und Arme sind Arme, über den Tod spricht ein Beerdigungsunternehmer, über Folter ein Gefolteter etc. Es entstanden bisher: Sehr eindrückliche Abende.
Einer dieser Abende hat zur "Lobby-Card" (hier ein Bericht in der Wochenzeitung "Die Zeit") geführt. Wie es dazu kam, ist aus zwei der oben geposteten Presseberichte ersichtlich. Was diese Lobby-Card ist, sieht man weiter unten. Leider ist es uns nicht gelungen, eine solche Card auch für den Landkreis und die Stadt Neu-Ulm zu realisieren. (Dafür bieten wir die gleichen Konditionen denjenigen, die den Familienpass haben.)
Faltblatt der Stadt Ulm zur Lobby-Card:
"... Leuten mit wenig Geld soll in einer weitgespannten bürgerschaftlichen Aktion geholfen werden. Das Ziel: Auch wer über weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens verfügen kann und damit nach europäischer Definition als arm gilt, soll am öffentlichen und kulturellen Leben teilhaben können.Die Lobby-Card soll ihren ansonsten benachteiligten Inhaber(inne)n Türen öffnen, Rabatte ermöglichen, zu erschwinglichen Preisen verhelfen. Wer die Lobby-Card akzeptiert, versteht sich als Teil einer Lobby für die Leute, die sonst keine Lobby haben.
Die Lobby-Card wird durch das Sozial- und Jugendamt der Stadt Ulm für jeweils ein Jahr ausgestellt. Dort gibt es auch alle Hinweise auf die Antrags-Möglichkeiten.
Inhaber*innen sollen sich mit der Lobby-Card zweifelsfrei ausweisen können. Deshalb ist sie mit Passbild, Geburtsdatum und Unterschrift versehen.
Wir sind logischerweise dabei: Lobby-Card-InhaberInnen zahlen im Theater Neu-Ulm pauschal 10 Euro.