Himmlischer Käse - in memoriam Heinz Erhardt
Eigenproduktion - Premiere: Februar 1998
Schlagerknalltüte |
Claudia Riese |
Knaller |
Heinz Koch |
Studentin |
Elke Franz |
Klavier |
Kathrin Günther |
Regie |
Claudia Riese |
Bühne und Kostüme |
Claudia Riese |
THEATER NEU-ULM/ "Himmlischer Käse.
Die Show"
Ein knallrotes Gummiboot
Claudia Riese und Heinz Koch servieren
ein spaßiges Revueprogramm
Das kleinste Profi-Theater der Region hat seine
große Fangemeinde verdient. Mit seinem neuen Programm "Himmlischer
Käse. Die Show" begeistert das Theater Neu-Ulm das Publikum.
Maria-Bettina Eich
Wieder einmal haben Claudia Riese und Heinz Koch,
aus denen die Mini-Schauspieltruppe besteht, ein Revue-Programm
zusammengestellt, in dem sie bekannte Kabarett-Highlights auf
originelle Weise neu darbieten. Im Zentrum steht Heinz Erhardt,
der mit seinen Kalauern und mit seinem Sinn fürs Makabre
bis heute unübertroffen bleibt.
Mit süffisanter Befangenheit seine große,
schwarze Brille zurechtrückend, gab Heinz Koch ihn auf hinreißende
Weise. Blitzschnell schlüpfte Koch nach seinen Erhardt-Szenen
in die Rolle eines typischen Ruhrgebietlers, der sich nicht nur
über Erhardt und Elke Heidenreich so seine Gedanken macht,
sondern auch über die Sitten auf deutschen Autobahnen bis
hin zur Neu-Ulmer Verkehrsführung. Claudia Riese, ausstaffiert
mit Petticoat-Kleidern, rundete das Programm durch Schlager ab
wie "Er steht im Tor und ich dahinter" oder "Er
hat ein knallrotes Gummiboot": eine echte Wiederentdeckung,
die mit ihrem etwas abgeschmackten Charme das Publikum in eine
Zeit zurückversetzte, in der Fernsehen noch ein Ereignis
war.
Jedoch wäre der Abend nicht halb so reizvoll
gewesen, hätte er nur aus bewährten Häppchen bestanden
und nicht daneben auch wirklich Neues geboten. Ein intelligentes
Vexierspiel von Realität und Show war allerdings schon der
Einstieg ins Programm: In Woody Allens Szene "Der Schluss"
streiten sich Autor und Schauspielerin über den Ausgang eines
Stückes, das er schreibt und in dem sie spielen soll. Ehe
sie aber besonders weit kommen, stellen sie klar, daß auch
sie beide nur Figuren in einem Stück sind, das ein Autor
namens Allen geschrieben hat, und skeptisch beäugen sie ihr
Publikum. "Willst du einer von denen sein?" Beide verneinen.
Als dann unerwartet die blonde Philosophiestudentin Doris Häberle
aus dem Publikum auf die Bühne kommt und dem Autor ganz real
den Kopf verdreht, sind Verwirrung und Absurdität komplett.
Claudia Riese und Heinz Koch haben ihr Talent
fürs Komische einmal mehr unter Beweis gestellt und ihre
Zuhörer kontinuierlich zum Lachen gebracht. Darüber
hinaus aber besitzen sie die Fähigkeit, die Bühne allein
durch ihr Spiel binnen weniger Augenblicke in eine immer andere
Atmosphäre zu tauchen.
Südwest Presse (Ulm), Montag,
2. Februar 1998
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Herzhaft beißt das Publikum in "Himmlischen
Käse"
Lautes Lachen füllt den ausverkauften kleinen
Theatersaal des Neu-Ulmer Theaters an der Silcherstraße.
Und darauf bauen die Macher, nämlich diesmal spielerisch
in erster Linie Heinz Koch und die sich voll Engagement einsetzende
Claudia Riese. Das Duo präsentiert diesmal vorwiegend Lyrik,
Wortspielereien und Situationskomik. "Himmlischer Käse
- die Show" erwies sich bei der Premiere als ein Schlager,
in dem die 60er Jahre so recht den Vorrang hatten.
Von Woody Allen bis Heinz Erhardt reichte das
Gebotene, wobei einiges Selbstgedichtete (Kochs hervorragend
präsentierter "Autofahrer" oder "Schwäbisch
is schwär" mit Claudia Riese als umwerfend komischer
Schwäbin) fast noch besser ankamen als teilweise Bekanntes
von Tucholsky, Ringelnatz oder Kishon.
Natürlich triumphierten auch Heinz Erhardts
vertrackte Wortspielereien, und der buntgemischte Liederstrauß
zwischen dem "Knallroten Gummiboot" und der Macky-Messer-Ballade
lockerte auf. Ebenso spannend und überzeugend erklang das
Klavierspiel Kathrin Günthers, und Elke Franz als Doris
Häberle im "Schluss" war auch nicht "ohne",
sehr sexy noch dazu.
Ein erfreuliches Angebot mal wieder, dieser
"Himmlische Käse", der sich lachend zwei Stunden
leicht und locker goutieren läßt.
Heide von Preussen, Neu-Ulmer Zeitung,
Montag, 2. Februar 1998)
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Die Löcher im himmlischen Käse
Man nehme einige Schlager, eine Portion Wortwitz
à la Heinz Erhardt und Joachim Ringelnatz und würze
das Ganze mit etwas Kabarett. Heraus kommt eine leicht verdauliche
Mischung: "Himmlischer Käse", das neueste Werk
des Theater Neu-Ulm.
Von unserer Mitarbeiterin Eva Goede
NEU-ULM - "Der Schluss", eine Szene
nach Woody Allen, steht am Anfang des Theater-, Lieder-, Gedicht-
und Kabarettabends. Claudia Riese mimt eine Schauspielerin, Heinz
Koch einen Stückeschreiber und Elke Franz eine Zuschauerin
aus dem Publikum. Bühne und Wirklichkeit beginnen ineinander
zu verfließen. Und überhaupt gründelt man in Allen-Manier:
Spielt nicht auch jeder Zuschauer sein Leben irgendwie auf einer
Bühne? Die Welt, ein Theater. Wer alles immer nur ernst nimmt,
ist selber schuld....
Mit Klavierbegleitung von Kathrin Günther
gestalten Riese und Koch fast allein einen bunten Abend. Die dicke
Brille macht aus Koch Heinz Erhardt, die Wollkappe den Ruhrpottnörgler
Heinrich Otto. Der kritisiert Bonner Politiker ebenso wie langsame
Autofahrer, sehr zur Freude der Zuschauer. Doch die dürfen
auch über sich selbst lachen: Ungezählte Seitenhiebe
treffen lokale Eigenheiten, vom Neu-Ulmer Einbahnstraßengewirr
bis zum Blautalcenter. Schließlich bleibt der Ulmer als
solcher auch nicht von treffsicherer Parodie verschont.
Dazwischen gibt es immer wieder Musik. Die Schlagerwelle
hat auch das Theater Neu-Ulm nicht verschont. Vom "Haus von
Rocky Docky" bis zu "Er steht im Tor" reichen die
Gassenhauer. Und Claudia Riese gibt nicht nur bei "Liebeskummer
lohnt sich nicht" einer herrlich übertriebene Schlagerknalltüte
ab.
Minimale Veränderungen bei den Kostümen
und gar keine im Bühnenbild geben den Szenen einen Anstrich
von Improvisation. Im kleinen Raum ist die Atmosphäre familiär.
Wenn da mal die Musikbegleitung nicht ganz genau mit dem Gesang
übereinstimmt oder ein Lacher nicht abgewartet wird, so tut
das dem Charme des Abends keinen Abbruch, eher im Gegenteil. Wer
alles immer nur ernst nimmt, ist hier am falschen Platz.
Schwäbische Zeitung (Ulm), Montag,
2. Februar 1998
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