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"Schluss mit lustig! Ein Komiker packt aus"
Das Stück, im Frühjahr 99 im AuGuS-Theater
Neu-Ulm uraufgeführt, entstand in enger Zusammenarbeit mit
dem Nürnberberger Autor Fitzgerald Kusz. Er ist "populär,
ohne populistisch zu sein" (Nürnberger Nachrichten).
Fitzgerald Kusz hat die Proben begleitet, zusammen mit uns AuGuS-Theater-Machern
das Stück, welches ursprünglich für einen Abend
zu kurz war, zu einer abendfüllenden, runden Sache gemacht.
Es geht um... Das Thema ist... Die Story handelt von... äh,
mhm - jedenfalls werden viele Pointen gesetzt, es wird geblödelt
und gejodelt und: Das Publikum kann echt was gewinnen! Ein Possenreißer
tritt auf, ein Alleinunterhalter, ein Komiker, so 'n Kaffeefahrtenheini,
eine regelrechte Rampensau. Für einen Lacher macht er alles,
ihm ist alles ein Witz. Stehende Redewendung: "Apropooo -
da weiß ich einen". Irgendwie aber kullert aber auch
die "Träne im Knopfloch". Das Komical erzählt
die Geschichte des "Wüste-Schorsch", bekannt durch
Funk, Fernsehen und Kasperle-Theater. Schorsch hat in jeder Lage
einen Witz parat, weiß immer eine passende Schote. Aber
nun, nachdem er 30 Jahre lang damit sich und die Familie über
die Runden gebracht, hat er fertig, die Schnauze voll - guckt
angesichts aktueller Ereignisse erst mal ziemlich blöd aus
der Wäsche und kommt dann auf seine alten Tage auf einen
neuen Trichter.
es bredd vuurm kubf
gibds edz aa
als schdirnband
(Aus: Fitzgerald Kusz "Irrhain", Gedichte)
Der Wüste-Schorsch sinniert: "Schwär
zu sagn, wann wat komisch is, wat die Leute komisch findn. Ich
finde zum Beispiel die Nase von meine Nachbarin komisch. Sie selps
abber nich." Da hat er recht. Witze haben ein Verfallsdatum,
Humoristen auch. Man soll zwar nie den Humor verlieren. Aus allem
das Beste machen. Aber erst mal muß man Humor haben. Und
woher nimmt man den Humor, wenn man keinen hat? Woher nehmen und
nicht stehlen? Und was ist dann, wenn Ereignisse eintreten, die
einem die Sprache verschlagen? Soll man weiter Jokus machen, wenn
man die Welt ansieht und dabei erneut entdeckt, daß sie
ein Witz ist? Wie geht ein Schauspieler, der einen Witzeerzähler
spielt, damit um, daß ihm die Welt-Geschehnisse die Sprache
verschlagen, während dem breiten Publikum das Lachen keineswegs
vergeht, sondern - allen Schrecknissen grad zum Possen - die abgeschmackteste
Unterhaltung goutiert? Er spielt den Witzeerzähler, Shakespeare
und der Nase der Nachbarin grad zum Possen. Denn "für
dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug" (Brecht).
Also: schauspielern und dabei zeigen, wie einer sich abstrampelt,
diesmal der Wüste-Schorsch, ein kleiner Mann, kein Lear,
Hamlet oder Wallenstein. Irgendeiner. Mache sich jeder selbst
einen Reim drauf. Spielen wir "Schluß mit lustig. Ein
Komiker packt aus" und überlassen den Zusehern, ob's
komisch ist oder nicht. Stirnbänder müssen sich die
Leute woanders holen.
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PREMIERE / Ein amüsanter Abend:
"Schluß mit lustig" im AuGuS-Theater
Witze für die Kaffeefahrt
Heinz Koch in der Rolle des abgehalfterten
Spaßmachers
Zwischen Gelächter und Tiefsinn: Als unterhaltsamen
Balanceakt präsentiert das Neu-Ulmer AuGuS-Theater "Schluß
mit lustig! Ein Komiker packt aus" von Erfolgsautor Fitzgerald
Kusz. Heinz Koch läuft in den humoristischen Miniaturen zu
Hochform auf.
MAGDI ABOUL-KHEIR
"Schluß mit lustig! Ein Komiker packt
aus" ist ziemlich komisch. Oder vielleicht doch nicht? -
Claudia Riese inszenierte im Neu-Ulmer AuGuS-Theater den Text
des Nürnbergers Fitzgerald Kusz als Bühnen-Achterbahn
zwischen Komik und Nachdenklichkeit. Die humoristischen Elemente
dominieren eindeutig, es ist ein amüsanter Abend. Und doch
hält der Titel, was er verspricht: das Leben eines Spaßmachers
- das ist nicht immer eine lustige Sache.
In Kusz' Stück gibt der abgehalfterte Bühnenkomiker
Schorsch Wüst (Heinz Koch) vor einem trostlosen Volkshochschulauditorium
seine "letzte Vorstellung". Dieser "Humorkurs"
enthüllt das Portrait eines Mannes, der das Lachen selbst
eigentlich fast verloren hat, der aber seiner ewigen Witzereißer-Rolle
nicht entfliehen kann.
Verkrampft, oft fast lustlos, trägt der auf
Kaffefahrt- und Seniorenheim-Niveau abgesunkene Entertainer zunächst
seine platten Merksätze und Theorien zum Thema "Humor"
vor. Rüschenhemd, Samtschuhe und Perücke erinnern daran:
Er ist ein Relikt aus der Prä-TV-ära; und auch da war
er nur einer von vielen, einer aus der zweiten Reihe.
Doch immer wieder schlüpft er voll Elan in
seine alten Rollen - er kann einfach nicht anders. Dann wirkt
er wie aufgezogen, die Augen funkeln, und er erzählt - mal
abgestandene, mal urkomische - Witze und Zoten, gibt eine altmodische
Nummer im Jürgen-von-Manger-Tonfall zum besten oder läßt
den Theatersaal zur Kaffeefahrt (inklusive Quiz und Rategewinne)
werden. In diesen humoristischen Miniaturen läuft Heinz Koch
zu Hochform auf; in der Glanznummer läßt er ein ganzes
Menschenleben im Zeitraffer und rückwärts Revue passieren.
Beredte Körpersprache
Koch gestaltet diesen Schorsch Wüst primär
durch die Sprache. Flüsterton und Seufzer folgen auf Worterruptionen
und Stakkato-Sätze; mit diesen dynamischen Brüchen zeichnet
er klanglich das Bild des angeknacksten Komödianten. Dazu
die Körpersprache: Eben noch wirkt er antrieblos, ermattet,
ohne innere Spannung, dann ist erplötzlich wieder energiegeladen,
scheint fast euphorisch.
Vom Schulsaal ins Bierzelt und retour: In Sekundenschnelle
werden die imaginierten Bühnen gewechselt, diese Orts- und
Atmosphärenwechsel äußerlich jedoch (mit Ton,
Musik und wenigen Requisiten) nur angedeutet. Und Heinz Koch meistert
dabei den schwierigen Spagat, eben noch den Grübelnden, den
Resignierten zu verkörpern, um dann wie auf Knopfdruck umzuschalten
und clowneske, possenhafte oder kabarettistische Nummern abzuziehen.
"Sie werden lachen, ich bin nicht immer komisch",
sagt Wüst einmal mehrdeutig. Am Ende standen Humor und Ernst
gleichberechtigt nebeneinander - Balanceakt geglückt. Der
anwesende Autor des Stücks war sichtlich angetan, das Publikum
auch.
Südwest Presse, 12. April 1999
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Premiere im AuGuS-Theater
Ein Pausenclown auf Kaffeefahrt
ULM - Gegen den laufenden Flachsinn der Privatsender
setzt Fitzgerald Kusz
seine Art des Humors. Bereits mit dem Theaterstück "Schweig,
Bub", das als Paradestück der neuen deutschen Volkstheaterbewegung"
gilt, gelang dem 1944 in Nürnberg geborenen Franken der Durchbruch.
Viele Theaterstücke, Bücher, Hörspiele und Filmdrehbücher
folgten. Im Neu-Ulmer AuGuS-Theater fand am Samstag vor vollbesetztem
Haus die Uraufführung seines "Komicals" "Schluß
mit lustig! Ein Komiker packt aus" statt.
Von unserem Mitarbeiter Michael Jens
Reiser
Eingebettet in die fiktive Rahmenhandlung eines
Volkshochschul-Kurses über Humor, gab der Kursleiter Schorsch
Wüst, alias Heinz Koch, die geheimnisumwitterten Erkenntnisse
über das Wesen und Erlernen von Humor zum Besten. In deftigem
Ruhrpottdialekt, der Reminiszenzen an Jürgen von Manger wachrief,
spannte "der Schorsch" einen unterhaltsamen und informativen
Bogen über weite Bereiche des Witzes. Witze haben ein Verfallsdatum,
machte Schorsch klar, "oder kennen Sie noch einen Spätheimkehrerwitz?
Die sind so out wie die Mauerwitze, die nun auf dem Müll
der Geschichte lagern."
"Um ein guter Humorist zu werden, müssen
drei goldene Regeln beachtet werden", erklärt der souverän
mit Gestik, Mimik und Sprachmodulation arbeitende Schauspieler.
Dabei hält er sich selbst an die Regeln, die sich das kleine
Theater zum Maßstab gemacht hat: Liebe zur humoristischen
Arbeit ohne schulmeisterlichen Duktus und ein jeweils auf das
Publikum zugeschnittenes Programm. Daran orientieren sich die
Macher der Inszenierung erfolgreich.
Das Ergebnis ist ein überaus kurzweiliger
und amüsanter Theaterabend.Platte Komik à la Privat-TV
ist da nicht zu finden. Es dominiert in vielen Szenen der feinsinnige,
hinterfragende und tiefsinnige Humor, der breiten Raum zur Selbstreflektion
läßt. Lediglich der Sketch über den Alleinunterhalter
im Altersheim ist hier ein herber Mißgriff. Die geistigen
und körperlichen Gebrechen alter Menschen ins Lächerliche
zu ziehen und daraus den Versuch zu wagen, humoristisches Kapital
zu schlagen, das hätte Fitzgerald Kusz nicht nötig gehabt.
Ein paar Tupfer Lokalkolorit
Der Einbau von Lokalkolorit in sein weitgestreutes
und bunt gefächertes Programm, das von der Persiflage auf
den dümmlich daherredenden Kaffeefahrt-Unterhalter bis hin
zum leidgeprüften Pausenclown im blasmusikverseuchten Bierzelt
reicht, gibt dem auch sonst sauber austarierten Szenenablauf den
letzten Feinschliff. "Schwer zu sagen, wann was komisch ist,
was die Leute komisch finden", sinniert Kursleiter Schorsch
gleich zu Beginn. "Du hast es erkannt, getroffen und nahezu
perfekt umgesetzt, Schorsch!", ist man geneigt am Ende zu
sagen.
Schwäbische Zeitung, 12. April
1999
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Dem leichten Witz folgt ein langer Spaziergang
Premierenabend im Neu-Ulmer AuGuS-Theater
Von unserem Redaktionsmitglied Heide
von Preußen
135 Minuten Humor hört sich gut an. Doch
wer sie bewältigen muss, der weiß ein Lied davon zu
singen, wie schwer so etwas fällt. Schorsch Wüst zum
Beispiel. Auch der "Wüste-Schorsch" genannt, sinniert
vor den Besuchern eines Volkshochschulkurses zu dem Thema "Humor":
"Schwer zu sagen, wann was komisch ist, was die Leute komisch
finden. I c h finde zum Beispiel die Nase meiner Nachbarin komisch.
Sie selbst aber nicht."
Der Volkshochschulkurs findet zur Zeit im Neu-Ulmer
AuGuS-Theater in der Silcherstraße statt. Claudia Riese
und Heinz Koch präsentieren wieder einm neues Stück,
"Schluss mit lustig! Ein Komiker packt aus", Komical
von Fitzgerald Kusz. Das Stück mit erheblichen "Zugaben"
ist mit Einwilligung des Autors nach dessen früherem Hörspiel
"Der Alleinunterhalter" entstanden, und nach Anreicherung
von Witzen, Liedern, und kleinen Programmstückchen wird es
unter Einbeziehung des Publikums ein unterhaltsamer Abend, der
allerdings nicht mit Schenkelklopfen endet.
Fitzgerald Kusz, der 55jährige Franke mit
England-Erfahrung, Mitglied im PEN und im Verband deutscher Schriftsteller
in der IG Medien, hat mit seinem Volksstück "Schweig,
Bub!" laut Spiegel "ein Paradestück der neuen deutschen
Volkstheaterbewegung" kreiert. Kusz darf somit in einer Reihe
mit Marieluise Fleisser oder Franz-Xaver Kroetz gesehen werden.
Er überläßt wenig dem Zufall, so auch nicht die
Wandlung seines "Alleinunterhalters", denn er arbeitete
eng mit Claudia Riese und Heinz Koch während der Entstehung
seines Komicals zusammen und versäumte es auch nicht, am
Premierenabend in Neu-Ulm anwesend zu sein.
Während Claudia Riese für die Regie
verantwortlich zeichnet, schlüpft Heinz Koch unter die schwarze
Perücke hinein in die Gestalt des Wüste-Schorschs, dem
er allerdings statt fränkischem Dialekt seine Heimatsprache,
das Ruhrpott-Deutsch, verpasst. Gut gewählt, Schorsch, denn
das Gekünstelte entfällt, und Witze wie Nachdenkliches
kommen glaubhaft in die Reihen. Auch das Miteinbeziehen des Publikums
in das vh-Lehrgeschehen ist ein geglückter Gag, der dank
der Spielfreude Kochs nicht nervt, sondern eher warten läßt
auf das, was noch kommen könnte.
Schorsch Wüst, der ein Leben lang den Unterhalt
für sich und seine Familie mit Witzeerzählen und Witzerfinden
bestritten hat, spricht auch vom Verfallsdatum, das den heitersten
Ausspruch irgendwann erreicht. Dafür gibt es welche, die
nie sterben, so die Ostfriesenwitze, laut Schorsch: "Und
natürlich die recycelten Österreicher. Blondinen hingegen
sind seit Veronas 'Blub' schon wieder weg vom Fenster."
Heinz Koch gelingt der Balanceakt mit Konzentration
und Können. Klischeehaft, doch überzeugend der Schluss
mit "I did it my way ", Sinatras Altershit. Wüste-Schorsch
begibt sich auf einen langen Spaziergang, um Ideen zu sammeln,
diesmal, um seine kranke Frau zu erfreuen und vielleicht auch
seinen kleinen Enkel Florian.
Neu-Ulmer Zeitung, 12. April 1999
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